Die gute Nachricht: Die GLS betreibt einen sehr großen Aufwand beim Risikomanagement. Etwa ein Drittel des Vortrags auf der Mitgliederrundreise bezog sich hierauf. Der Nachteil: Diesen Aufwand zahlen nicht die Kreditnehmer, sondern die Genossenschaftsmitglieder.
Hier handelt die Bank tatsächlich fahrlässig und in den Augen Hieronymus auch zum Nachteil der Kunden. Aus ideologischen Gründen verzichtet man auf durchaus vorhandene Kapitalmarktinstrumente zur Risikostreuung.
Die Bank tritt als provisionsgetriggerter Finanzanlagenvermittler und im Private Banking als klassischer Vermögensverwalter auf. Im Angebot sind ausschließlich nachhaltige Geldanlagen.
In diesem Geschäft ist die Bank tatsächlich im Mainstream angekommen. Sie muss sich entsprechend messen lassen.
Kunden der Bank können Direktinvestments in geschlossene Fonds (Graumarktprodukte) oder Unternehmen (Crowdfunding) tätigen, sie können Publikumsfonds erwerben, darunter auch GLS-Eigengewächse.
Bei selbst aufgelegten Fonds wird ein ähnliches Risikomanagement betrieben, wie bei Eigenkapitalfinanzierungen (Kreditgeschäft). In einem aufwändigen Verfahren werden Nachhaltigkeitsrisiken für die Beteiligungen im Fondsbestand ermittelt. Dabei wird simuliert, wie sich die Ertragslage entwickelt, falls die CO2-Bepreisung eingeführt wird und welche absehbaren Geschäftsrisiken bei einer weiteren globalen Temperaturerhöhung bestehen.
Dies treibt natürlich die Verwaltungskosten in die Höhe. Eigentlich ist es Aufgabe der Aktiengesellschaften selbst, diese Daten bereit zu stellen. Dies kann die GLS mangels Masse natürlich nicht durchsetzen. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsoffensive von Blackrock und der Green Deal Initiative in Europa ändern sich aber gerade die Marktgesetze. Die entwickelte Insellösung hat vermutlich nur eine kurze Lebensdauer.
Die Publikumsfonds sind aus einen weiteren Grund schwerlich zukunftsfähig.
Nachhaltige Anlageprodukte sind Mainstream und werden von der Stange vertrieben. Der Aufwand für die Ermittlung und Bewertung von Risikokennzahlen erfolgt bei Publikumsfonds nicht auf der Ebene des Fondsmanagements, sondern beim Indexprovider. Dort vollzieht sich aktuell die wahre Nachhaltigkeitsrevolution im Finanzbereich. Hier entstehen gerade die Anlageprodukte des 21. Jahrhunderts. Und auf dieser Ebene entscheidet sich, ob es dem kapitalistischen System gelingt, die Nachhaltigkeitswende zu stemmen.
Auch im Jahr 2020 ist die Mehrzahl von Bankern konservativ und steht ideologisch eher rechts. Um so erfrischender der Auftritt der GLS. Wenn der Erfolg der GLS ein Indikator für den Wandel der bundesdeutschen Gesellschaft ist, stimmt dies äußerst positiv.
Die Bank ist klar erkennbar auf dem Weg in den Mainstream. Hieronymus ist gespannt, ob sich der Finanzplatz Deutschland ähnlich wandelt, wie der Markt für Drogerieprodukte mit dem Aufschlag von DM.
Die Transparenzoffensive der Bank zeigt zum einen Wege auf, wie eine Bank im Nullzinsumfeld agieren kann. Sie ignoriert aber auf Kosten der Mitglieder die Potenziale der Digitalisierung. Gleiches gilt für das Risikomanagement des Einlagenportfolios auf der Kreditseite. Hier verzichtet man leichtfertig auf die Möglichkeiten der Risikostreuung durch den Kapitalmarkt. Im Anlagebereich ist die GLS nachhaltiger Vertriebspartner der Volks- und Raiffeisenbanken.
Anleihen: Inverse Zinsstrukturkurve und historische Zinstiefs. Zum Wochenschluß sinken die Renditen für US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit erstmals überhaupt unter 1,9 Prozent. Der Finanzmarkt preist nicht nur weitere Zinssenkungen ein. Immer deutlicher werden die ökonomischen Bremsspuren als Folge der Abschottung China’s.
Korea: Die 2,4 Millionen Einwohner von Daegu müssen zuhause bleiben. In der viertgrößten Stadt Koreas wurden zwei Covid-19-Tote gezählt, allein am Freitag stieg die Zahl der Infizierten um 100. Pikant: In Daegu befindet sich eine große US-Base. Das Epizentrum ist offenbar eine evangelikale Sekte: kürzlich zelebrierte man ein Ritual mit mehr als 1.000 Teilnehmern.
80 Prozent der vermutlich 200.000 Sektenmitglieder bekennen sich nicht öffentlich zu ihrem Glauben, meist wissen selbst die Verwandten nichts davon. Die Behörden befürchten, dass sich infizierte Sektenmitglieder aus Angst vor der Enttarnung ihrer religiösen Praktiken nicht den Behörden stellen.