Bereits 12 Monate später schlitterte die BRD in eine Rezession. Hierfür wurde die Zinspolitik der Bundesbank verantwortlich gemacht.
Zwischen dem 1.8.1970 und dem 30.6.1971 schöpfte eine Konjunkturabgabe von 10 Prozent auf die Lohn-, Einkommens- und Körperschaftssteuern 5,9 Mrd. DM ab. Das Geld wurde vor der Sommerreisesaison 1972 en bloc zurückgezahlt. Die Inflation sank kurz, um dann 1972 mit voller Wucht zurückzukehren. In Frankreich wurde 1974 eine Konjunkturabgabe explizit zur Dämpfung der Inflation beschlossen und angewandt. Nachhaltig beeinflussen konnten die Maßnahmen weder das Wirtschaftswachstum noch die Inflationsentwicklung. Die Maßnahmen hatten jedoch kurzfristige Wirkungen (vorwiegend negativ).
Im Jahr 2020 ist Monetarismus ein Anachronismus aus längst vergangener Zeit. Die Experimentierfreude der Notenbanken ist jedoch ungebrochen. Uns so wohnen wir nun dem Experiment eines symmetrischen Inflationsziels bei, dass streng genommen nur auf dem Papier existiert.
… so übertitelt LEX, die Meinungsseite der FT einen Beitrag, der sich mit den ausbleibenden Unternehmenspleiten insbesondere in den USA und den trotz akuter Wirtschaftskrise extremen Marktbewertungen für Aktiengesellschaften beschäftigt.
Im Zentrum steht folgende Graphik.
Man erkennt sehr gut, dass die Verschuldung der Staaten (s. Wochenbericht 26) auf die Unternehmen übergesprungen ist. Genauer: Nicht nur die Staaten sind historisch verschuldet, gleiches gilt auch für Unternehmen. Die Erträge stagnieren jedoch bei beiden..
LEX leitet aus dieser Entwicklung eine Zunahme von Zombie-Unternehmen ab, die nur dank der Notenbankunterstützung ihre Zinskosten aufbringen können. Finanzmarktteilnehmer ficht dies nicht an. Sie erkennen, dass es den Unternehmen gelungen ist, sich in einer akuten Krisensituation zu Rekord(niedrig)zinsen zu refinanzieren und interpretieren dies als Risikokennzahl (niedrige Zinsen = niedrige Risiken). Selbst die historisch niedrigen Dividendenrenditen halten die Anleger nicht vor dem Griff zu Eigenkapital (Aktien) ab. Die Risikoaufschläge von Aktien haben sich denen von (Investmentgrade) Anleihen abgeglichen — die tatsächlichen Risiken sind jedoch unverändert – solange die Geldwertstabilität erhalten bleibt.
Weiter steigende Aktienpreise könnten einen Test der neuen Strategie der US-Notenbank ankündigen, in dem die Finanzmärkte ausprobieren, bis zu welcher Inflation die aktuelle Geldpolitik tatsächlich unverändert beibehalten wird..
Deutschland: Erster Green Bond.
Das deutsche Finanzministerium gab am Donnerstag bekannt, eine grüne Staatsanleihe im Volumen von 6 Mrd. € und einer Laufzeit von 10 Jahren zu emittieren. Weitere Emissionen mit Laufzeiten von 5 und 30 Jahren.
Deutschland folgt Frankreich (2017), Holland, Irland und Polen. Die Emission wird dennoch mit Spannung verfolgt, weil die grünen Staatsanleihen wie ihre normalen Kollegen einen Standard für Europa setzen könnten und den Referenzzins für risikolose grüne Anleihen abbilden. Andere Produkte definieren ihr Risiko dann wie gewohnt über den Zinsabstand zur Referenz.
Frankreich: Kommunikation ist Trumpf.
Angesichts exponentiell ansteigender Corona-Neuerkrankungen hielt es Bruno de Maire, der französische Finanzminister, für gegeben, ein ausgesprochen optimistisches Pressestatement abzugeben: 2021 wird man ein weiteres Konjunkturprogramm über 100 Mrd. € auflegen (60 Mrd. € eigene Schulden, 40 Mrd. € von der EU). Zusätzlich wird man die Unternehmenssteuern dauerhaft um mindestens 10 Mrd. € senken. Beides wird das Wirtschaftswachstum derart anschieben, dass sowohl die Mindersteuereinnahmen wie auch die eigene Schuldenaufnahme innerhalb von 5 Jahren über Steuermehreinnahmen refinanziert sind.
In Frankreich erhalten gegenwärtig etwa 45 Prozent aller abhängig Beschäftigten staatliche Lohnzuschüsse. Unternehmen hat der Staat 300 Mrd. € an Kreditbürgschaften gewährt. KMU’s können ihre Liquidität durch staatliche Beteiligungen bis zu sieben Jahre sicher stellen. All dies ist scheinbar nicht ausreichendgewährt. KMU’s können ihre Liquidität durch staatliche Beteiligungen bis zu sieben Jahre sicher stellen. All dies ist scheinbar nicht ausreichend.
Mark Carney organisiert Impact Fund für Brookfield.
Der frühere Vorsitzende der Bank of England hat bei der kanadischen Beteiligungsgesellschaft Brookfield angeheuert. Dort solle er eine neue Assetklasse erfinden.
Beim Impact Funding stehen Renditen hinten an. Wesentliche Ziele sind maximaler Hebel für dringend erforderliche gesellschaftliche Veränderungen, in diesem Falle Klimaschutz.
Carney ist gleichzeitig als Sonderbotschafter der UN mit der Vorbereitung des nächsten Klimagipfels in Glasgow betraut.
Brookfield erfindet sich gerade neu. Der Verwaltungsrat wurde fast völlig neu besetzt. Offenbar stehen viele der langjährigen Beteiligungen zur Disposition. Das Beteiligungsportfolio umfasst Assets im Wert von 550 Mrd. $.
Neuseeland: Börsenhandel wegen Hackerangriff unterbrochen.
In der vergangenen Woche konnte nur sporadisch an der NZX, der neuseeländischen Börse gehandelt werden. Immer wieder wurde der elektronische Handel durch massive Hackerangriffe gestört. Die Angreifer hatten ihre Attacken sogar vorher angekündigt. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen musste der Bösenhandel fast drei Tage still gelegt werden.
Das Ganze ist jetzt zur Frage der nationalen Sicherheit erklärt worden. Der Geheimdienst ist mit den Ermittlungen betraut. Die Botschaft der Hacker ist deutlich: Wir sind euch mindestens zwei Schritte voraus.