Die Optimisten schauen angesichts der Preisentwicklung seit September auf das Jahr 2017.
Selbst in dem Jahr bildete sich in der »Black Week« ein lokales Preistop aus, dass im Dezember auskorrigiert wurde.
Ab 2018 versuchte die FED das Quantitative Easing seit 2009 rückabzuwickeln. Auslaufende Anleihen wurden nicht ersetzt. Das Ergebnis kennen wir: Aktienpreise stagnierten.
Für 2023 haben sowohl die FED als auch die EZB angekündigt, ihre Bilanzen zu verkürzen. 2023 liegen die Chancen bei Aktien eindeutig auf der Preisunterseite. Insbesondere, weil die knappe Liquidität in die lukrativsten Assetklassen strömt. Auch 2019 waren Anleihen attraktiver als Aktien.
Fazit: Die Aktienrallye der vergangenen zwei Monate steht auf einem schwachen Fundament. Die Ausbildung eines Preistops zum Monatswechsel entspräche vergleichbaren Aktienjahren. Für den restlichen Jahresverlauf sind maximal konstante Notierungen zu erwarten. 2023 müssen Aktien beweisen, dass sie bessere Investmentziele sind als Anleihen.
Das ist der Titel des Jahresausblicks von Morgan Stanley. Die Bank trommelt für Investments in Anleihen – und Europa.
Das ist wirklich eine Überraschung. Zeitgleich titelt nämlich der Economist:
und beschreibt wortreich die Herausforderungen für den Kontinent angesichts der geostrategischen Realitäten.
Fakt ist: Die Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgerrnm bewirkt einen nachhaltigen Kapitalabfluss. Profiteure sind die arabischen Staaten und die USA. Normalerweise geht dies einher mit einer Abwertung der Währung. Da der US-Dollar 2022 aber bereits sehr stark aufgewertet ist, prognostiziert Morgan Stanley, trotz struktureller Schwächen, eine Fortsetzung der Aufwertung des Euro. Das hegt die Inflation ein.
Folgt man den Überlegungen der Analysten von Morgan Stanley, sind langlaufende, Euro-denominierte ungarische Staatsanleihen das ultimative Investment für das Jahr 2023.
Die ungarische Notenbank hat die Leitzinsen auf 13 Prozent angehoben und als Incentive für Banken die Zinsstrukturkurve des Forint stark versteilert. Hohe Erträge durch die Fristentransformaton (Finanzierung kurzfristiger Ausleihungen mit langfristigen Krediten) kompensieren Abwertungsrisiken der lokalen Währung und zieht institutionelles Kapital an. Der Forint hat sich zuletzt gegenüber dem Euro stabilisiert, die Maßnahmen scheinen also zu greifen.
Die Risiken eines Investments in ungarischen Staatsanleihen sind mannigfaltig. Das Währungsrisiko kann leicht durch Euro-Anleihen eliminiert werden. Wie lange sich das Land noch die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen leisten kann, ist kaum abschätzbar. Derzeit profitiert Ungarn von unschlagbar günstigen Energiepreisen. Sollte Russland, wie vom Economisten erwartet, 2023 sämtliche Energielieferungen nach Europa einstellen, müsste Ungarn zu deutlich höheren Preisen aus der EU versorgt werden. Das könnten sich weder die Haushalte noch die Industrie leisten. Ob das Land angesichts einer solchen Entwicklung seine Anleihen nicht mehr bedient, ist die Gretchenfrage.
Aktuell erhält man für ungarische Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis 2050 gegenüber österreichischen Staatsanleihen einen Renditeaufschlag von fast vier Prozent. Ob dieser Aufschlag die Risiken adäquat abbildet?