Zum Portfolio von Lagardère gehören außerdem die Zeitungsformate Paris Match und JDD, bisher Aushängeschilder unabhängigen Journalismus in Frankreich. Beide Zeitungen folgen gerade dem Drehbuch aus Radio und Fernsehen.
Rückblickend hat sich die französische Medienlandschaft in den letzten beiden Jahren stark gewandelt. Hierfür ist maßgeblich Vincent Bolloré verantwortlich. Er verfolgt eine langfristige Unternehmenspolitik. Die Konzentration der Presseorgane ist in Frankreich kaum anders verlaufen als anderswo. Bolloré galt er als Unterstützer von Nicolas Sarkozy, nicht als Rechtsaußen. Deshalb leuchteten im Establishment auch keine Warnleuchten auf.
Bolloré ist aber offenbar ideologisch nach rechts gedriftet. Zemmour, als Produkt der Unternehmenspolitik Vivendi’s, überholt Marie Le Pen jedenfalls rechts außen und fischt aktiv im faschistischen Lager. Im Ergebnis könnte der Rechtsrutsch einer einzigen Unternehmerpersönlichkeit die Präsidentschaftswahl maßgeblich prägen und – weit wichtiger – Bolloré zeigt aller Welt, wie man erfolgreich eine konservative Medienbasition mit politischer Schlagkraft errichtet.
In den USA ist alles eine Nummer größer. Donald Trump ist zwar nicht für strategischen Weitblick bekannt. Dafür tummeln sich in der zweiten Reihe ausgezeichnet ausgebildete Profis und im Hintergrund finanzieren vermögende Konservative alles, was möglicherweise erfolgsversprechend ist.
In dieses Drehbuch fällt auch das IPO von Digital World. Die Gesellschaft ist ein SPAC. Das Besondere: Der Finanzchef ist Luiz Philippe von Orléans-Braganza, direkter Nachkomme des letzten brasilianischen Kaisers Dom Petro II, Trumpist und maßgeblicher Unterstützer des derzeitigen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro.
Wie sich herausstellte, ist Philippe sowohl in Brasilien als auch in den USA gut vernetzt. Das IPO von Digital World im September 2020 wurde kaum beachtet. Die Aktien wurden wie üblich zu 10 $ emittiert und fristeten zunächst ein Schattendasein. Der Aktienpreis schwankte zwischen 9,9 und 9,97 $.
Tatsächlich hatten sich 11 Hedge-Funds fast alle Aktien einverleibt. Außerhalb dieses Kreises fanden sich kaum Interessenten. Ein börslicher Handel fand nicht statt. Die Titel waren erst ab Oktober 2021 überhaupt bei Retail-Brokern gelistet.
Am Donnerstag gab Digital World bekannt, mit Trump Media zu verschmelzen.
Das änderte alles. Da nur sehr wenige Aktien überhaupt frei handelbar waren, lösten bereits kleinste Kauforders große Preissprünge aus. Am Ende des Tages notierten die Aktien bei 45,50 $, 357 Prozent mehr als am Morgen. Insgesamt wurden 300 Millionen Aktien gehandelt, die meisten wechselten mehrfach den Besitzer. Einige Hedge-Funds bekannten öffentlich, die Rallye zum Verkauf der Aktien genutzt zu haben.
Die Aktien liegen nun also in den Portfolios von Spekulanten und Trump-Fans. Sicherlich haben auch nicht alle Hedge-Funds ihre Bestände komplett abverkauft.
Im Zuge des Aktientauschs steht Trump Media nun aber auch sehr viel Kapital zur Verfügung. Trump selbst erklärte am Freitag den sozialen Netzwerken den Krieg. Er würde mit Follow the Truth binnen Kurzem ein konservatives soziales Netzwerk am Markt haben, dass Facebook, Twitter, Youtube, Netflix & Co das Fürchten lehren werde. Nun – am Geld wird’s nun ja nicht mehr scheitern.
Die Frage ist: geht Follow the Truth den französischen Weg? Bündelt es konservative Inhalte und verbreitet diese über alle Kanäle? Stoßen auch die Murdoc-Formate Wallstreet Journal und Fox hinzu?
Der Spekulation hierüber sind nun keine Grenzen mehr gesetzt. Je höher der Aktienpreis von Digital World steigt, desto wahrscheinlicher sind Kooperationen, Joint Ventures oder sogar Fusionen mit anderen konservativen Lautsprechern.
Es wäre eine Ironie der Geschichte, wenn 2022 sowohl bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich wie etwas später bei den US-Midterms nationalistisch-konservative Inhalte dominieren während gleichzeitig in Deutschland eine vergleichsweise fortschrittliche Regierung werkelt.
Große Aufregung im Krypto-Lager: Auch in den USA steht es Privatanlegern nun frei, BitCoin-ETF’s zu handeln. Mehr als 12 Monate nach den ersten Zulassungen in Kanada genehmigte die Börsenaufsicht SEC am Montag den Handel mit dem ProShares BitCoin-ETF.
Dienstag war der erste Handelstag. Das Handelsvolumen: etwa eine Milliarde US-Dollar. Zum Handelsschluß lag die Marktkapitalisierung des ETF bei 570 Mio. $, ein Rekordwert.
Der SEC liegen mehrere Anträge zur Genehmigung vor. In dieser Woche gingen der besagte ProShares BitCoin ETF und ein gleichartiges Produkt von Valkyre, einem auf Kryptofonds spezialisiertem Vermögensverwalter, an den Start.
Beide ETF’s halten BitCoin-Futures. Strenggenommen sind es also Swaps; sie versprechen den Anlegern eine Performance, die BitCoin-Direktinvestments entspricht. Die FT prognostiziert den ETF’s eine krasse Underperformance, Abschläge zwischen 10 und 30 Prozent gegenüber einem Direktinvestment. Der Grund: Futures haben eine bestimmte Laufzeit. Anschließend muss der Käufer eines Futures den Basiswert zum Marktpreis kaufen. Das ist den ETF’s aber verboten Also müssen die Fondsgesellschaften kurz vor der Fälligkeit Käufer für ihre Bestände suchen. Das senkt die Preise. Gleichzeitig sind Verkäufer für Futures in der nächsten Fälligkeit gesucht.Höhere Preise sind die Folge. Um das Desaster perfekt zu machen: Sowohl Kauf- als auch Verkaufsorders der Fondsgesellschaften sind öffentlich.
Es droht eine ähnliche Preisdivergenz, wie sie beispielsweise bei Öl-ETF’s beobachtet wird.
Unhedged, eine Kolumne der FT, betitelte ihren Kommentar am Dienstag mit »Bitcoin ETFs should not exist.« Darin stellt der Kolumnist die Frage, warum es überhaupt ETF’s gibt, die nur einen einzigen Basiswert in einen Fonds verpacken. Als ob es nicht schon genügend Risiken gibt, für BitCoin Investments, müssen diese durch die komplexe Verpackung innerhalb eines Fonds nochmals verstärkt werden?
Das ist natürlich eine legitime Frage. Der SEC liegen allerdings auch mehrere Anträge auf physisch replizierende ETF’s vor. Diese wurden nicht genehmigt. Warum?
Die SEC selbst begründet ihr Verhalten mit dem bekannten Risikoprofil von gleichartigen Rohstoff-ETF’s. Sie bleibt damit ihrer Linie treu, Kryptowährungen wie Rohstoffe zu behandeln; Güter mit begrenzter Haltbarkeit und hohen Lagerkosten, deren Wert sich aus dem Nutzen der Endprodukte ermittelt.
Danach hätte BitCoin weiterhin einen inneren Wert von Null. Es gibt schlicht keine ökonomisch sinnvolle Anwendung für BitCoins.
Natürlich kann auch die SEC die Realität an den Kapitalmärkten nicht ignorieren. Fakt ist: Es gibt viele Menschen, die an den Wert von BitCoin glauben. Auch wenn die Konstruktion eines ETF über den Futuresmarkt nicht optimal ist, so bietet er doch die größtmögliche Sicherheit für Kleinanleger. Eine Transaktion an der CME dauert maximal eine hundertstel Sekunde. Eine Bitcoin-Transaktion dauert bis zu einer halben Stunde, je volatiler der Markt, desto länger.
Physisch replizierende BitCoin-ETF’s suggerieren ihren Kunden, Investitionen auch in das illiquide Produkt BitCoin jederzeit liquidieren zu können. Die Unmöglichkeit der Einlösung dieses Versprechens haben alle ehemaligen Investoren in offene Immobilienfonds praktisch erlebt.
Zur Erinnerung: Bis 2008 wurden die Fonds von institutioneller Seite als hochverzinstes Cash-Äquivalent benutzt. Als die Finanzkrise massive Liquidierungen erforderte, kollabierte das gesamte Marktsegment und man realisierte, Jahrelang einem geschickten Marketingtrick aufgesessen zu sein.
Fakt ist: Mit der Zulassung als ETF ist BitCoin endgültig im Mainstream angekommen. Die Protagonisten haben alle Ziele erreicht. Gibt es noch Gründe, auf weitere Kurssteigerungen zu hoffen?
Höchstwahrscheinlich haben wir die Jahreshöchstnotierungen mit der Emission der BitCoin-ETF’s gesehen. Mittelfristig könnte BitCoin eine Bewertung erfahren, wie Gold. Das wäre mindestens eine Verdopplung des aktuellen Handelspreises. Argumente für Preissteigerungen gehen den Spekulanten also nicht aus.
Hieronymus setzt auf Ethereum als Reinkarnation von Gold. Ab 2022 ist diese Kryptowährung umweltfreundlich und liquide. Ethereum hat einen inneren Wert, der sich aus den volkswirtschaftlichen Vorteilen der Ökonomie verteilter Anwendungen ableitet, die auf dieser Blockchain basieren.
Aktuell richten sich die Augen der Spekulanten auf Finanzinstrumente, die einen Inflationsschutz bieten. Dafür bieten sich Kryptowährungen an, insbesondere nach der, als Ritterschlag interpretierten Zulassung der ersten Krypto-ETFs durch die SEC.
Die türkische Notenbank senkte am Donnerstag den Leitzins auf 16 Prozent. Die offizielle Inflationsrate beträgt 20 Prozent, inoffizielle Statistiken liegen mit bis zu 50 Prozent deutlich darüber.
Die Reaktion der Währungshändler erfolgte prompt: die Lira wertete mehr als drei Prozent ab, gegenüber Euro, Dollar und anderen Währungen.
Normalerweise würden alle Warnleuchten anspringen, wenn eine so bedeutende Volkswirtschaft in eine existenzielle Krise schlittert. Nichts der Gleichen passiert.
Das lässt zwei Schlüsse zu. Erstens: Die Angst vor einer Eskalation nach dem Vorbild Argentiniens ist (noch) nicht vorhanden, der Außenhandel ist hiervon nicht betroffen. Zweitens: Den Bürgern stehen wirksame Methoden offen, ihr Vermögen vor den negativen Auswirkungen der Inflation zu schützen. Kritisch wird die Situation, wenn das Regime den Zugang zu ausländischen Devisen sperrt und die Vermögen der Bürger aufgezehrt werden. Das Nachsehen haben aktuell (nur) Rentner und Staatsdiener.
Die Türkei steht für Hieronymus als Protagonist der Digitalen Zukunft. Den Bürgern steht über TRY-StableCoins ein liquider und preiswerter Inflationsschutz für Cashbestände offen.
Dies bietet Kapitalanlegern die profitable Gelegenheit, als Liquiditätsprovider tätig zu werden. Die Ironie dabei: Je besser dieser Markt funktioniert, je mehr Anleger sich beteiligen, desto vorteilhafter ist dies für beide Seiten. Aus Anlegersicht reduziert sich die Volatilität, türkische Inflationsflüchtlinge können zu deutlich besseren Konditionen ihr Vermögen absichern.