If no solution is forthcoming, then no trains will run,”
sagte ein Gewerkschaftsvertreter in der BBC. Die Arbeitnehmer setzen die kommunalen Arbeitgeber und Serco, ein Personaldienstleister, der Zugbegleiter stellt, mit einem Ultimatum in Zugzwang.
Setzt die britische Regierung nun Soldaten als Streikbrecher ein? Immerhin war dies die letzte Option zur Behebung der Lieferengpässe bei Treibstoff, Obst- und Gemüse. Das würde ein verheerendes Signal an die Anreisenden senden.
Unmittelbar vor der COP26 geht das Klima DAO_-Projekt online. Die Digitale Autonome Organisation verspricht, jedes Investment ( = Kauf von KLIMA-Coins an einer Krypto-Börse) für den Aufkauf von CO2-Zertifikaten zu verwenden. Die Zertifikate landen in einem digitalen Tresor. Es ist nicht geplant, diese jemals wieder zu verkaufen. Effektiv verhindert man damit die Emission bereits genehmigter CO2-Kontigente.
Die Idee ist, so viele Zertifikate aufzukaufen, dass der CO2-Preis dauerhaft stark steigt. So will man den Transformationsprozess beschleunigen.
Hinter Klima DAO steckt derzeit das Entwicklerteam. Das Kerngeschäft, der Aufkauf geeigneter Zertifikate, erfolgt softwaregesteuert. Es ist kein operatives Personal notwendig. Im weiteren Verlauf werden alle Managemententscheidungen an die Community übergeben. Im Erfolgsfall muss bald entschieden werden, welche Assets zur Diversifizierung aufgekauft werden dürfen.
Das Projekt verspricht Investoren positive Renditen.
Ausgegebene CO2-Zertifikate verfallen nicht. Sie sind auch in keiner Form an das Unternehmen oder die Branche desjenigen gebunden, dem die Zertifikate zugeteilt wurden. Steigt der Marktpreis für CO2-Zertifikate, steigt auch der Wert der erworbenen KLIMA-Coins.
Je erfolgreicher das Projekt ist, desto schneller steigt der Wert der CO2-Zertifikate und damit der Wert der KLIMA-Coins. Da der Weg für Klimazertifikate in den Tresor als Einbahnstraße konzipiert ist, erübrigt es sich für Spekulanten und Hedge-Fonds, gegen den Coin zu wetten. Fällt der Coin-Preis unter den Marktpreis für CO2-Zertifikate, setzen unmittelbar Arbitrage-Prozesse ein. Es ist dann risikolos möglich, aus dem gleichzeitigen Kauf von Klima-Coins dem Verkauf von CO2-Zertifkaten einen Erlös zu erzielen.
Je erfolgreicher das Projekt ist, desto größer wird jedoch der Abschlag zum NAV (=Marktpreis für CO2-Zertifikate). Schließlich muss die Tatsache eingepeist werden, dass die Klima-Coins im Falle einer Liquidation den Marktpreis signifikant drücken werden.
Hieronymus wünscht dem Projekt viel Erfolg. Ein Investment kommt allerdings erst nach der Umstellung von Ethereum auf das umweltfreundliche Proof of Stake in Frage. Klima DAO »lebt« auf einer Blockchain, die selbst sehr Kohlenstoffintensiv ist.
Spekulativ können sich Anleger Zertifikate kaufen, die den Preis von CO2-Zertifikaten abbilden.
Investments in das Klima-DAO-Projekt sind auf jeden Fall zielführender. Hier werden schließlich tatsächlich Emissionsrechte »vernichtet«. Klima DAO_ ist ein schönes Beispiel der Sinnhaftigkeit dezentraler Strukturen. Niemand kann Klima DAO zwingen, die Emissionsrechte zu veräußern. Das kann keine physische Organisation leisten. Es ist auch unmöglich, einen Investmentfonds mit dieser Agenda zu stricken.
In den vergangenen Wochenberichten waren StableCoins immer wieder ein Thema. Die US-Finanzaufsicht SEC verhinderte die Emission von LEND, einem auf StableCoins basierendem Zinssparbuch bei CoinBase mangels Transparenz. In der letzten Woche berichtete Hieronymus über das exponentielle Wachstum des Umsatzes mit StableCoins. Theter ist mit einer Marktkapitalisierung von 69 Milliarden USD mit einem Anteil von fast 50 Prozent der Platzhirsch.
Jetzt fand Bloomberg heraus, dass ein Teil des Collaterals als hochriskante chinesische Anleihen vorliegt. Dabei verspricht der Smart-Contract eine mündelsichere Anlage in US-Staatsanleihen (oder Äquivalent).
Dies erklärt die hohen Zinssätze für das Halten der StableCoins im Zinssparbuch.
Gillian Tett fragt in der FT nicht zu unrecht, wieso es Staaten wie Kenia gelingt, den gleichartigen M-Pesa so zu regulieren, dass der Emittent (Safaricom, Hauptaktionär: Vodafone) den Gegenwert auf einem Treunhandkonto hinterlegen muss. In den USA kann ein StartUp ungehemmt auf einen Marktwert von 70 Mrd. $ wachsen ohne dass die SEC hellhörig wird.
Indexdesign ist für Börsen und Indexbetreiber ein sehr lukratives Geschäft. Wer den Punktestand eines Index benutzt, zahlt Lizenzggebühren. Wer einen Index als Benchmark für seinen Fonds verwendet, ebenfalls. ETF-Emittenten zahlen für die Benutzung der Marke und zusätzlich für die Übermittlung von Preis-Daten.
Die Zugehörigkeit zu einem Index ist für Aktiengesellschaften Teil der Corporate Identity. Die Marktkapitalisierung steigt regelmäßig, nachdem eine AG in einen bedeutenden Index aufgenommen wurde. Man spricht von einer inelastischen Nachfrage nach Aktien, die den Aktienpreis dauerhaft stützt. Damit kann ein Unternehmen z.B. in Kreditverhandlungen wuchern.
Meist entscheiden Menschen, welche Unternehmen in einen Index gehören und welche nicht. Die Kriterien sind nirgends eindeutig. Die Entscheidungsgremien haben Ermessensspielräume.
In einem Arbeitspapier werfen Vertreter renommierter Universitäten dem Indexanbieter Standard & Poor’s jetzt vor, aus dem Entscheidungsprozess für eine S&P 500-Mitgliedschaft finanzielle Vorteile gezogen zu haben.
Standard & Poor’s ist Indexanbieter und zugleich Ratingagentur. Unternehmen können S&P ganz offen mit der Erstellung von Kreditratings beauftragen. Ob es weitere Absprachen gibt, obliegt der Verschwiegenheit. Tatsächlich fanden die Forscher, dass in 97 % aller Neuaufnahmen in den S&P 500 die Kriterien des offiziellen Regelwerks für eine Indexmitgliedschaft nicht beachtet wurden. Obwohl genügend Aufnahmekandidaten zur Verfügung standen, die alle Kriterien erfüllen, entschied sich S&P für eine Firma mit Defiziten in Einzelkategorien. Auf der anderen Seite fanden sie Hinweise, dass Unternehmen bevorzugt berücksichtigt wurden, die gute Kunden der Ratingagentur waren.
Ist eine Indexzugehörigkeit etwa käuflich, fragen die Forscher provokant.
S&P verneint dies natürlich vehement. Dort macht man darauf aufmerksam, dass man spekulatives Frontrunnung unbedingt verhindern möchte. Wenn zu transparent ist, wer aufgenommen wird, können sich Fonds bereits in Vorfeld positionieren. Das führt zu ungewollter Volatilität, sagt S&P.
Das ist natürlich Quatsch. In Wahrheit geht es um Macht und Profit. Der S&P 500 ist der weltweit wichtigste Aktienindex. Wer im Entscheidungsgremium sitzt, ist wichtig und wird umgarnt. Der Betrieb des S&P 500 ist für die börsennnotierte S&P Global ein Kern-Asset, das systematisch ausgeschlachtet wird.
FTSE Russell, der Betreiber der Russell-Indexfamilie, zeigt, das es auch anders geht. Dort folgt die Indexpflege exakt dem veröffentlichten Regelwerk. Deshalb repräsentiert der Russell 1000 die US-Ökonomie besser. Trotzdem ist der S&P 500 wichtiger.