Wochenbericht 15 (Osterausgabe)

Inflationskompensation

Seit Jahresbeginn sind sowohl Aktien- wie auch Anleihepreise auf breiter Front deutlich zurück gekommen. Gleichzeitig klettert die allgemeine Geldentwertung stetig. Alternativen sind rar gesät. Abseits des Mainstreams bietet ausgerechnet die Algorand Blockchain jenseits der Spekulation interessante Ertragsperspektiven.

Stuttgart, 16. April 2022.

In Winnepeg (Manitoba) können Ostereier im Schnee gesucht werden. Pünktlich zur Karwoche haben sich in Zentralkanada zwei Tiefdruckgebiete vereinigt und die Provinz unter einer 15 bis 50 cm dicken Schneeschicht begraben. Ob es einen Zusammenhang mit dem Untergang der Moskova gibt, dem einstigen Flagschiff der russischen Schwarzmeerflotte? Diese soll nach offizieller Lesart schließlich Opfer eines Wintersturms geworden sein. In Winnipeg werden die Geister der, von indigenen Vorfahren der heutigen Stadtbewohner systematisch zwecks einfacher Jagd, über hohe Klippen getriebenen Büffelherden für die Wetterkapriolen verantwortlich gemacht. Im Schwarzen Meer ist wohl eher Ares zuständig, der griechische Gott des schrecklichen Krieges. Dieser ist – anders als Odin, dem mächtigen Kriegsgott des Nordens – eine niederträchtige Gestalt.

Goldene Zeiten für Kreditnehmer

Es ist kaum vorstellbar, dass Amazon ausgegebene Anleihen nicht bedient. Offene Anleihen dieses Unternehmens sind ein guter Gradmesser für langfristige Inflationserwartungen der Anleger.

Eine Anleihe mit einer Restlaufzeit von 40 Jahren zahlt aktuell einen Kupon von 4,1 %, die Rendite beträgt 4,22 % p.a. Am kurzen Ende erzielt eine im November fällige Anleihe eine Rendite von 2,2 Prozent. Angesichts einer Inflationsrate von 7,5 Prozent gibt keine Amazon-Anleihen, die den Gläubigern nur annähernd einen Kapitalerhalt erlaubt.

Das lässt nur einen Schluß zu:
Die Kapitalanleger sehen die aktuelle Preisentwicklung als nicht relevant an, für die langfristige Geldanlage! Dies erklärt die unaufgeregte Marktreaktion auf die unveränderte Geldpolitik der EZB.

Amazon kündigte gerade an, die Versandkosten der allgemeinen Preisentwicklung anzupassen. Das bedeutet im Klartext: Das Unternehmen kann sich zu 2 bis 4 Prozent Zinsen finanziere,. seine Umsätze aber mit der allgemeinen Preisentwicklung steigern. Trotzdem ist die Aktie seit Jahresbeginn um 10 Prozent preiswerter geworden.

Die immer noch sehr expansive Geldpolitik schaufelt Unternehmen mit Preismacht hohe Erträge in die Bilanzen. Das gilt für die USA und insbesondere für Europa, wo die Leitzinsen weiterhin negativ sind (niederländische Staatsanleihen notieren immer noch zu Negativzinsen).

Dies dürfte die gerade anlaufende Berichts- und Hauptversammlungssaison prägen. Aktiengesellschaften mit jährlicher Dividendenausschüttung überweisen den Investoren in den nächsten Wochen einen Teil ihrer Erträge. Aktieninvestoren sehen sich trotzdem mit real negativen Erträgen konfrontiert. Kaum ein Unternehmen beglückt seine Anteilseigner mit einer Dividendenrendite von 9,75 Prozent. Das ist die aktuell erforderliche Nachsteuerrendite zur Kompensation der Preisentwicklung der vergangenen 12 Monate.

Tatsächlich sind die Aktienpreise seit Jahresbeginn auf breiter Front auf dem Rückzug: Angefangen bei -14,7 % beim Nasdaq Composite, -7,7 % beim S&P 500, -10 % beim Eurostoxx und -9.9% beim MSCI Emerging Countries. Ausreisser: Canada: +2,3 %, Saudiarabien +20 % und Türkei +35 % (jeweils in lokaler Währung). Im Durchschnitt bieten Aktienanlagen aktuell einen denkbar schlechten Inflationsschutz.

Die Gegenwart ähnelt sehr der Preisentwicklung in den 1970er Jahren. Damals stagnierten die Aktienpreise für fast 10 Jahre.

Alternativen sind dünn gesät. Anleihedepots sind 2022 ebenfalls sehr deutlich unter Wasser. Rohstoffanlagen sind zwar spekulativ und volatil, sie spielen aber ihre inflationsschützenden Eigenschaften aus: + 13,6 Prozent seit Jahresbeginn.

Stablecoins als Anlagealternative

Die Preise für Kryptowährungen sind mindestens genauso volatil, wie Rohstoffe.

Abbildung 1: Preisentwicklung für Ethereum

Die Abbildung zeigt, dass ein einfaches Halten der Krypto-Coins auf Jahressicht zwar einen positiven Ertrag aufweist. Die Schwankungen sind aber enorm. Krypto ist immer noch eine sehr, sehr spekulative Angelegenheit.

Glücklicherweise gibt es Stablecoins.. Sie entpuppen sich als große Gewinner der aktuellen krisenhaften Entwicklungen. Der Grund: Sie bieten unbeteiligten Zivilisten eine einfache und elegante Möglichkeit, ihr Vermögen fernab staatlicher Repressionen aus dem Krisengebiet zu transferieren.

Die derzeitige Diaspora russischer Fachkräfte finanziert sich zu einem Gutteil durch Kryptoüberweisungen. Kryptoanlagen sind neben Aktien das Instrument der Wahl für türkische Staatsbürger, der Inflation (62% p.a.) zu entgehen.

Libertär oder Basisdemokratisch?

In der noch jungen Geschichte der Kryptowährungen ist zumindest die öffentliche Wahrnehmung durch libertäre Strömungen geprägt. Bitcoin wird von dieser Gruppe als unabhängiges, nicht durch staatliche Institutionen kontrollierbares Asset hofiert. Peter Thiel, Trump-Unterstützer und Gründer von PayPal, ist das inoffizielle libertäre Sprachrohr der Krypto-Szene. Er wiederholte auf einem Kongress in Miami kürzlich das folgende Statement:

if ai [artifical intelligence] is communist, crypto is libertarian. ai represents the advance of centralised machines making top­down decisions; crypto requires many individuals and computers making decisions from the bottom up. (Peter Thiel, .2020)

Merke: Alles was zentral gesteuert wird, ist böse. Dezentralität ist ohne Zweifel der heilige Gral. Das hierarchielose, dezentrale Prozesse unendlich langsam sind und nicht per se gute Entscheidungen liefern müssen, wird geflissentlich unterschlagen. Bitcoin selbst ist der lebende Beweis für nachteilige Entwicklungen in libertär geprägten Zirkeln. Die Blockchain ist langsam (7 Transaktionen pro Sekunde), energieintensiv und teuer. Die Währung ist allenfalls als Goldersatz mit einem großen CO2-Fußabdruck zu gebrauchen

Die Zukunft gehört energieeffizienten, schnellen und preiswerten Kryptowährungen. Dort bildet volkswirtschaftlicher Nutzen das Fundament nachhaltiger Kapitalerträge.

Und hier schließt sich der Kreis zu Stablecoins. Diese bieten Menschen überall auf der Welt unabhängig vom lokalen Bankensystem die Möglichkeit, den Vermögensaufbau in der Währung ihrer Wahl zu gestalten. Plötzlich wird Krypto zu einem Projekt, dass den Bürgern des Global Village Chancengleichheit bietet und ideologisch eher Links zu verorten ist.

Web3 als Innovationsmotor

Aktuell versucht der Tesla-Gründer Elon Musk sich Twitter einzuverleiben. Das öffentlich kommunizierte Ziel: Musk will das hohe Gut der Meinungsfreiheit in sozialen Medien sicherstellen. Hierfür soll das Unternehmen privatisiert werden. Abseits der öffentlichen Kontrolle durch Medien und Aktionären ist es einfacher, unabhängig zu entscheiden, was gepostet werden darf und was nicht, behauptet Musk.
Hieronymus stehen ob derart unausgegorener libertärer Phantasien die Haare zu Berge.

Das Gegenteil ist der richtig: Twitter geht den gleichen Weg, wie Facebook/Instagram/Whatsapp oder den Google- bzw. Microsoft-App-Zoos: Der Nutzer ist Datenquelle und Werbeobjekt.

Die Grenzen aktueller Web2-Anwendungen werden immer offensichtlicher. Das ist den Digitalunternehmen auch klar. Facebook hat sich bereits in Meta umbenannt und schielt auf den Kryptospace als zukünftige Gelddruckmaschine. Google, Microsoft und die anderen Digitalkonzerne haben dies ebenfalls im Visier.

Die Nutzer des Metaverse sind anonym. Sie vertrauen sich gegenseitig nicht und werkeln trotzdem gemeinschaftlich mit Elan an der Gestaltung virtueller Welten. Sie eint die Gewissheit, an etwas neuem, revolutionärem zu arbeiten, mit Vorteilen für alle.

Kryptowährungen sind zentrale Elemente des Web3 (Metaverse ist ein Bestandteil des Web3). Der Weg zu Web3 ist ein evolutionärer. Es liegt an uns allen, ob die Digitalmonopolisten ihre Macht nochmals ausweiten können oder ob der digitale Raum allen eine Entfaltungsmöglichkeit bietet. Hieronymus wird im Sommer mit einer eigenen Web3-Anwendung diesbezüglich ebenfalls ein Zeichen setzen.

Aktuelle Stablecoin Entwicklungen

Geldanlagen in Aktien und Anleihen sind aktuell wenig rentabel. Ganz anders präsentiert sich der Krytospace. Die Kurse der Kryptowährungen sind genauso, wie Aktien und Anleihen kräftig zurück gekommen. Direktanlagen sind auch dort wenig zielführend. Im Bereich der Decentralized Finance gibt es jedoch eine Fülle interessanter Anlagegelegenheiten. Hieronymus stellt zum Osterfest seriöse Angebote auf der Algorand-Blockchain vor.

(Dies ist keine Aufforderung für einen Positionsaufbau! Die Risiken sind im Folgenden unvollständig aufgeführt.)

Algorand steht, wie andere moderne Blockchains auch, vor der Herausforderung noch vor der bevorstehenden Grundüberholung von Ethereum ein nachhaltiges Geschäftsmodell vorzuweisen. Spätestens im Herbst wird Ethereum auf die Proof of Stake-Validierung umgestellt. Zeitgleich wird die Blockchain deutlich schneller und leistungsfähiger. Algorand ist nicht mit Ethereum kompatibel. Hierdurch ist die Existenz der Blockchain selbst nicht gefährdet. Das sieht bei den kompatiblen Chains (Solana, Avalanche, Fantom, etc.) ganz anders aus. Hier wurden Anwendungen mit dem Argument gelockt, man könne jederzeit zu Ethereum wechseln. Das werden die meisten Projekte im Herbst auch tun.

Nun – Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Das lässt sich derzeit gut auf der Algorand-Blockchain beobachten. Die Algorand-Foundation, als zentrale Koordinierungsstelle und maßgeblicher Projektfinancier, pusht massiv verschiedene zentrale Infrastruturanwendungen der Chain.

Ein Schwerpunkt: Etablierung eines algorandspezifischen Stablecoins.

Dieser hört auf das Kürzel STBL. Es handelt sich um einen algorithmischen, On-Chain-Stablecoin. Die Währung ist derart mit Algo’s unterlegt, dass sich stets ein Wechselkurs von 1:1 zum US-Dollar einstellt. Je dominanter dieser algorithmische Stablecoin im Algorand-Universum wird, desto stabiler ist die Währung der Blockchain selbst.

Um den STBL zu promoten werden Investoren an unterschiedlichen Stellen für Engagements belohnt. Hieraus ergeben sich interessante Anlageoppurtunitäten.

  • Die Anwendung AlgoFi bietet ein Staking von STBL selbst an. Aktuell (16.4.) erhält man für 2000 STBL etwa 1 STBL pro Tag ausgezahlt. Das entspricht einer Rendite von ca. 17 Prozent im Jahr. Dieses als »SuperStaking« bezeichnete Angebot ist außerordentlich attraktiv. Es bestehen die üblichen Risiken einer Fremd­währungs­anlage, aber kaum Kryptorisiken.
  • Als zweites Highlight von AlgoFi ist eine Beteiligung am Währungspool USDC / STBL hervorzuheben. Mit einem Engagement ermöglicht man anderen einen kosteneffizienten Tausch beider Stablecoins gegeneinander. Die Geldanlage selbst ist von der Volatilität des Kryptospace isoliert. Die Erträge werden in STBL und Algo ausgeschüttet. Aktuelle Rendite: 11,7 %. Diese Geldanlage bietet einen hervorragenden Inflationsschutz für das Ersparte.
  • Die Schwesteranwendung Tinyman bietet interessierten Investoren ein be­son­deres Bonbon: Wer sein Geld in das Währungspaar Algo / USDC investiert, erhält bis zum 31.5. eine Rendite von 35 Prozent. Die eingenommenen Geld­wechsel­gebühren finanzieren einen Rendite von 15 Prozent. Die Algorand-Foundation legt nochmals 20 % Rendite obendrauf. Kleiner Wehrmutstropfen: Die Erträge werden in Algo ausgezahlt, unterliegen also der Marktvolatilität.
  • Zurück bei AlgoFi kann man sich an einem Pool des korrespondierenden Währungspaars Algo / STBL beteiligen. Dieser ist nicht subventioniert und bietet eine stabile Rendite von 17 Prozent, leider auch in Algo.
Abbildung 2: Superstaking von STBL-Stablecoins auf AlgoFi

Die Algorand-Blockchain bietet neuerdings weitere Gelegenheiten für attraktive Renditen. Strategische Bestände in der Kryptowährung melden die Meisten zur Governance an, einem Mitbestimmungsprogramm. Das Kapital ist für drei Monate gebunden. Die Teilnehmer stimmen über die Weiterentwicklung der Blockchain ab und werden für ihr Engagement mit Zinsen belohnt (ca. 7 % p.a.). Erstmals qualifiziert sich das hier gebundene Kapital als Collateral für die Kreditvergabe. Bei AlgoFi zahlt man beispielsweise für das Ausleihen von STBL 5 Prozent Zinsen. Diese STBL kann man sodann dem oben vorgestellten SuperStaking zuweisen. Die Nettorendite auf das ausgeliehene Kapital ist damit immer noch zweistellig. Auf diese Weise landet man ebenfalls bei den 17 Prozent Ertrag des direkten SuperStakings. Das Beste: Dieses Verfahren wird aktuell von der Algorand Foundation mit 3,84% Zinsen auf das ausgeliehene Kapital gefördert. Man zahlt effektiv 1,16 % Kreditzinsen pro Jahr.

Die hier vorgestellten Ertragsquellen sind eine aktuelle Momentaufnahme. Sowohl die Konditionen als auch die Anlagegelegenheiten ändern sich wöchentlich. Die Geldanlage im Kryptospace lebt von der Veränderung!

Ressourcen

  • Inflation in der Eurozone steigt auf 7,5 Prozent, FAZ 1.4.2022

  • Nowhere to hide’ as turbulence hits both bonds and stocks, FT 14.4.2022, p. 8

  • Satoshialism, Buttonwood, Economist 16.4.2022, p. 72