Wie wahrscheinlich ist es, dass die ökonomischen Perspektiven sich aktuell von denen vor 100 Jahren unterscheiden? Wiederholt sich Geschichte?
Vor 100 Jahren kletterte der Index nach der Ausbildung des Preistiefs bei 50 Punkten innerhalb von sieben Jahren bis 200 Punkte. Das ist eine Vervierfachung. Es schloss sich eine Rezession an, in deren Folge die Notierungen auch kriegsbedingt stagnierten.
Ein aufmerksamer Beobachter des Preisverlaufs erkennt
Rückblickend auf die 1930er Jahre dominiert aktuell die Hoffnung, bereits in der Erholungsphase zu sein. Aber Vorsicht: Die Depression des Jahres 1929 war nur der Beginn des Preisrutsches an den Aktienmärkten. Tatsächlich folgten noch zwei weitere Jahre mit großer Volatilität und per Saldo sinkenden Notierungen. Phasen mit steigenden Preisen gab es in dieser Periode auch. Es waren klassische Bearmarket-Rallyes, oder auch »Bullenfallen«.
PNC Financial Services Group Inc., die siebtgrößte Bank der USA (Pittsburgh), ist seit 1995 Großaktionär (22 % ) bei Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. 2019 generierte die Beteiligung 15 Prozent der ausgewiesenen Erträge der Bank. Ein Investment von wenigen hundert Millionen Dollar erzielte nach einem Vierteljahrhundert einen Erlös von etwa 5 Milliarden Dollar.
Das Management von PNC weist auf die sehr ungewissen Zukunftsaussichten hin und rüstet sich mit einer maximalen Eigenkapitalquote für den Ernstfall. Die Bilanzsumme der Bank: 400 Mrd. $.
Die Bank freut sich über diverse Handlungsoptionen. Das bevorzugte Szenario: Eine gleichwertige Bank (man favorisiert die HSBC oder Santander) gerät in einer zuspitzenden Rezession in eine Schieflage und lässt sich mit einem deutlichen Discount übernehmen.
Bill Denchak, der CEO, übernahm den Posten kurz vor der Finanzkrise. Als andere US-Banken strauchelten, gelang ihm ein Meisterstück: Die Übernahme von National City. Die Bank wurde mit einem Preisabschlag von 60 Prozent auf den damaligen Buchwert einverleibt.
Denchak wartet mit gefüllter Kriegskasse auf eine zweite Gelegenheit.
Der größte Staatsfonds der Welt ( Anlagesumme > 1 Billion Euro ) besitzt durchschnittlich 1,5 Prozent jedes börsengelisteten Unternehmens. Vielfach ist der Staatsfonds Großaktionär und hat so auch Einfluß auf die Unternehmensführung. Die Anlagepolitik des Staatsfonds untersteht einem Parlamentsvorbehalt. Die Anlagerichtlinien verlangen Disinvestments bei Beteiligungen, die mehr als 20 Mio. Tonnen Kohle fördern, transportieren oder verbrauchen oder mehr als 10.000 MWh aus der Kohleverstromung erzeugen.
Seit Jahresbeginn hat der Fonds seine Anteile an den Bergbaukonzernen Glencore, Vale_i,_Anglo American und RWE abgestoßen. BHP, Enel, Juniper und Vistra Energy stehen auf der Negativ-Watchlist.
Wegen nicht akzeptabler Treibhausgasemissionen wurden zudem die Anteile an Canadian Natural Resources, Suncor Energy und Imperial Oil abgestoßen. Alle drei sind in der kanadischen Ölsandextraktion aktiv.
Esewedy Electric, ein Energieversorger aus Ägypten, der ein Staudammprojekt in Tansania vorantreibt, wurde ebenfalls aus dem Depot entfernt. Hier prangert das Fondsmanagement unverantwortliche Umweltschäden durch den Staudammbau an.
Der Fonds veräußert stehts seine gesamte Beteiligung und veröffentlicht die Anlageentscheidung später. Damit werden die Unternehmen gleich dreifach bestraft: mit einem Kapitalentzug, durch eine negative Darstellung in der Öffentlichkeit und schließlich mit dem Wegfall eines sehr liquiden und an nachhaltiger Geschäftsentwicklung interessierten Langzeitinvestors, dessen Anlageentscheidungen vielfach kopiert werden.
Die Leitung des Fondsmanagement wechselt im Herbst. Zum neuen Kopf wurde ausgerechnet Nicolai Tangen auserkoren, ein Hedge-Fund-Manager, der neben seiner Rolle in Oslo weiterhin auch für seinen Fonds AKO Capital tätig zu sein. Dieser ist auf den Cayman Islands registriert, einem Steuerparardies, was in Norwegen zu heftigen Diskussionen führt.
Der norwegische Staatsfonds hat seine Aktienquote 2019 auf 70 Prozent angehoben. Entsprechend groß ist der ausgewiesene Buchwertverlust im ersten Quartal 2020. Tangen hat mit seiner Vision überzeugt, dass ein professionelles »Fine Tuning« der vom Parlament vorgegebenen Anlagestrategie wegen der Größe des Fonds große Ertragspotenziale freisetzen kann.
Hieronymus vermutet, dass sich im Bereich »nachhaltige Investments« ein Zweikampf der Titanen entfaltet: Black Rock, der größte Vermögensverwalter auf der einen Seite und der norwegische Staatsfonds auf der anderen. Competition at its best.
Die Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf Geldströme innerhalb der Assetklasse Immobilien. Am Ende der »Ertragskette« sitzen Investoren in REIT’s. Mit dem Versprechen auf regelmäßige, konjunkturunabhängige Erträge werben diese Geldsammelstellen bei Kapitalanlegern um Einlagekapital. Dieses investieren sie entweder direkt in Immobilen und Immobilienunternehmen oder indirekt über den Erwerb von Hypotheken. In der ersten Variante erzielt man Erträge aus Mietzahlungen und der Wertentwicklung des Immobilienbestands, in der zweiten fließen Zinszahlungen der Kreditnehmer an die Anleger.
Die USA haben den größten Immobilienmarkt. Auch Hieronymus erhält immer wieder vermeintlich lukrative Graumarktangebote für Investments in besonders lukrativen Regionen der USA. Wenn die Pandemie eines gezeigt hat, dann die strukturellen Defizite in den USA und die tatsächlichen Investmentrisiken. S&P Global, eine Ratingagentur, prognostiziert dass im Mai bei etwa 10 Prozent aller Hypothekenzahlungen in den USA ein Zahlungsverzug droht. Bei Mieterträgen ist die Situation nicht besser. Falls Mieter nicht zahlen, gibt es kaum kurzfristige Sanktionsmöglichkeiten. Ersatzmieter zu finden, ist in der aktuellen Wirtschaftslage aussichtslos.1
Die meisten Ausfälle ereignen sich bei Hotelimmobilien, gefolgt von Einzelhandelsimmobilien. In beiden Sektoren ist eine deutliche Erholung absehbar. Dafür verdunkeln sich die Perspektiven für Büroimmobilien.
Einzig der Immobilienmarkt Asiens bietet mittelfristig befriedigende Renditechancen.2 Auch dort sind die Marktpreise für REIT’s deutlich zurückgekommen. Der langfristige Preisverlauf zeigt selbst nach dem Abzug der Ausschüttungen einen moderaten positiven Trend. Der iShares Asia Property ETF glänzt aktuell mit einer Dividendenrendite von 4 Prozent.
Klimawandel stört globalen Agrarhandel. Die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasbecken bewirkt eine Versteppung Südamerikas. Erste Auswirkungen sind bereits spürbar. Der Panama-Fluß, Hauptwasserquelle des Schleusensystems des Panamakanals führt immer weniger Wasser. Derzeit ist der Pegel auf ein Niveau gefallen, dass in den letzten 50 Jahren nicht erreicht wurde. Um den Betrieb des Kanals sicherzustellen wurde zwar ein Stausee errichtet, der das Wasser der Regenzeit speichern. Vor Kurzem ist der Damm aber gebrochen und das Wasser ist ausgelaufen.
Konsequenz: Die Wassertiefe im Panamakanal sinkt.
Schiffe können den Kanal nur noch teilbeladen passieren.
Brasilien und Argentinien sind nach den USA die weltweit zweit und dritt größten Getreideexporteure. Die Schiffe werden an der Atlantikküste beladen und benutzen den Panamakanal auf dem Weg nach Asien. Um den notwendigen Tiefgang zu erreichen, muss die Ladung um ein Drittel reduziert werden. Das erhöht die Transportkosten und verzögert den Warenstrom. Derzeit wird das Wintergetreide aus Südamerika verladen. Konsequenz: Entlang der Transportkette steigen Getreide-, Mais- und Sojapreise überproportional.
Fiat Chrysler sichert sich Staatsbürgschaft über 6,3 Mrd. €.
Im April hatte sich Fiat bereits bei seinen (italienischen) Hausbanken Kreditlinien über 9,75 Mrd. € gesichert. Trotzdem scheint die Liquidität bereits wieder problematisch zu werden. Bei der Intesa Sanpaolo verhandelt man über eine weitere Kredittranche, die mangels eigener Bonität über den italienischen Staat abgesichert werden soll. Fiat hat zwar seine Hauptaktivitäten in die USA verlegt, trägt mit den verbliebenen Fertigungsstätten immer noch acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Fiat hatte ursprünglich geplant, 1,1 Mrd. € an die Aktionäre auszuschütten.
Automobilhersteller | Kreditlinie | Automobilhersteller | Kreditlinie |
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Fiat | 9,75 + 6,3 Mrd. € | Daimler | 12,5 Mrd. € |
Renault | 5 Mrd. € | Nissan | 4,2 Mrd. € |
Ford | 15,4 Mrd. $ | GM | 16 Mrd. $ |
Allein diese kleine Herstellerauswahl hat sich neue Kreditlinien über 70 Mrd. € gesichert. Offenbar rechnet niemand mit einer schnellen Erholung der Autoabsätze.
Dies belegt die Mär von der Konjunkturunabhängigkeit von Immobilieninvestments. Tatsächlich sind REIT-Investments Schonwetterprodukte. Die Rendite des iShares Global REIT ETF beträgt (inklusive Ausschüttungen) auf 5-Jahressicht 0,7 Prozent, 0,14 % pro Jahr. ↩
Europa scheidet bei Immobilieninvestments genauso wie Japan aus. Details: EZB-Zinspolitik und das Wohlergehen der Immobilienbesitzer und Global Real Estate Bubble Index ↩