Der Preis- und Volumenverlauf des iShares High Yield Bond ETF seit dem Monatswechsel spiegelt die aktuelle Risikowahrnehmung. Bis Februar waren die Preisschwankungen gering. Es handelt sich schließlich um einen Anleihe-ETF. Ganz plötzlich ändert sich das langweilige Preisgeschiebe: Das Handelsvolumen verdreifacht sich, Tagespreisschwankungen nehmen zu und der Marktpreis sinkt innerhalb von zwei Wochen von 88 auf 76 $. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 sank der Preis des ETF von 92 auf 63. Dieser Prozess vollzog sich damals innerhalb von zwei Monaten. Falls sich die Geschichte wiederholt, stehen uns weitere Wochen mit deutlich nachgebenden Preisen bevor. Für die längerfristige Kapitalanlage stellen die aktuellen Notierungen Kaufkurse dar, wenn man temporär weitere, auch deutliche Preisabschläge tolerieren mag.
Die Assetklasse High Yield Bond wurde im Zuge der Nullzinspolitik der Notenbanken von Privatanlegern entdeckt. Vor dem Sommer 2008 betrug das Handelsvolumen im iShares High-Yield ETF zwischen 200.000 und 400.000 Stück am Tag; es vervierfachte sich im Abwärtstrend und blieb danach auf diesem Niveau. Zu Beginn des Preisabschwungs am 1. März wurden 100 Mio. Stück gehandelt, das Fünffache des üblichen Handelsvolumens. Allein dies zeigt die Zunahme der Popularität dieser Anlageklasse. 20 % des Anleihevolumens ist in Publikums-ETF’s gebunden. Im Falle einer weiteren Krisen-Eskalation stellt sich die Frage nach der Liquidität des Anleihemarkts: Da die ETF’s eine tägliche Verfügbarkeit des Kapitals versprechen, müssen bei Rückgaben Anleihen aus dem Fondsbestand veräußert werden. Wer tritt aktuell als Gegenpartei auf?
Die Qualität einer Anleihe wird mit Buchstaben kodiert. »A« bedeutet »Sichere Anlage«, »B» steht für eine spekulative Anleihe mit einer hohen Rückzahlungswahrscheinlichkeit. Mit »C« und »D« geratete Anleihen sind Distressed oder Default; eine Rückzahlung der Nominalen ist unwahrscheinlich. Die Bereiche werden mittels Buchstabenkombinationen weiter unterteilt. »BB» und »BBB« bezeichnen Anleihen mit mäßig oder hohem spekulativem Risiko. Ab »BBB« werden Anleihen dem Junk-Segment zugeordnet.
Angenommen, der Absatz bricht als Folge der COVID-19 Krise um (nur) 66 % ein. Wie lange können Unternehmen dann noch Zinszahlungen leisten? Das war die Frage, die der Economist (aktuelle Ausgabe) einem Stresstest über öffentlich gehandelte Anleihen zugrunde gelegt hat.
Von den untersuchten 3.000 Unternehmen überleben 13 % weniger als 3 Monate.
Anleihen im Volumen von 2 Billionen Dollar fallen dann aus.
Innerhalb von 6 Monaten kann ein Viertel der Unternehmen die Anleihen nicht mehr bedienen.
Die Notenbanken pumpen seit 2008 nahezu kontinuierlich Geld in den Kapitalmarkt. Sie kaufen Staats- und (investmentgrade) Unternehmensanleihen auf und kaufen Banken Kreditpakete ab. Hierdurch verbessern sich die Kreditkonditionen auch für Unternehmen mit geringer Bonität. Ein Teil dieser Verbindlichkeiten findet sich in Form von Junk-Bonds am Kapitalmarkt wieder. Der Großteil der Kredite schlummert jedoch in den Bankbilanzen.
In den USA überschreitet das gesamte Kreditvolumen (Unternehmensanleihen incl. Banken + Kreditbestände in Bankbilanzen) das GDP um fast ein Viertel.
Hochprofitable Technologieunternehmen finanzieren ihre Investitionen größtenteils aus ihren Cashreserven. Es liegt deshalb nahe, das ausstehende Kreditvolumen der Old Economy zuzuordnen. Geschäftsmodelle mit niedrigen Gewinnmargen, Unternehmen mit Geschäftsmodellen aus dem 20. Jahrhundert.
Welche Auswirkungen hat die COVID-19 Krise auf die Bonität dieser Unternehmen? Welcher Rettungsschirm kann einen substanziellen Ausfall dieser Anleihen kompensieren? Wie wollen die USA mit einer Staatsverschuldung von 107 % des GDP (Stand Dezember 2019) den möglichen Ausfall von Anleihen und den Fortbestand der betroffenen Unternehmen finanzieren? Für die Bundesrepublik: Welchen Wert hat angesichts vergleichbarer Kreditvolumina hierzulande das Versprechen, unbegrenzt Kredite an Unternehmen in Schieflage auszugeben? Die Preisentwicklung der beiden börsennotierten, heimischen Banken zeigt das Mißtrauen der Marktteilnehmer nur zu deutlich. Der Marktwert der Deutschen Bank beträgt gerade noch ein Zehntel des Buchwerts.
Risk Parity Index: Rabenschwarze Woche.
Die Mischung machts – das ist die Philosophie einer auch für Privatanleger verfügbaren Hedge-Fund-Anlagestrategie. Diese Produkte sind stets in einer Mischung aus risikobehafteten (volatilen) und sicheren (nicht volatilen) Assets investiert. Steigt die Volatilität an den Aktienmärkten, schichtet man in Anleihen um, in wenig volatilen Marktphasen halten die Fonds hauptsächlich Aktien.
Verluste treten auf, wenn – wie in der vergangenen Woche – beide Assetklassen volatiler werden.
Im Ergebnis wurden auch hier die Erträge der vergangenen Jahre vernichtet. Der Wealthfond Risk Parity Fund gab beispielsweise fast ein Viertel seines Marktwerts ab. In normalen Marktphasen erzielen die Fonds etwa fünf Prozent Rendite pro Jahr.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Risk Parity Fonds 2008 und 2009 zweistellige Durchschnittsrenditen aufwiesen. Die hohen Verluste der vergangen Woche sind möglicherweise nur temporär.
EZB befeuert Peisverfall italienischer Staatsanleihen.
Mit ihrem zweiten Auftritt vor der versammelten Presse hat Christine Lagarde ihre Wirkmacht als EZB-Präsidentin verwirkt. Mario Draghi benötigte mehrere Jahre, die Finanzmärkte von einer Konvergenz des Zinssatzes von Staatsanleihen der Eurozonen-Staaten zu überzeugen. Der Preisunterschied zwischen griechischen, italienischen und spanischen Staatsanleihen im Verhältnis zur Referenz, den deutschen Staatsanleihen, sank stetig. Am Donnerstag verkündete Lagarde: “Es ist nicht die Aufgabe der EZB, eine Konvergenz der Marktpreise für Staatsanleihen der Eurozonenstaaten zu gewährleisten.” Das sass.
Italienische Staatsanleihen verteuerten sich schlagartig um mehr als 5 Prozent.
Selten hat ein EZB-Präsident wohl eine Entscheidung mit derartig negativen volkswirtschaftlichen Auswirkungen getroffen. Ein wahrer Dolchstoß in die Flanke des um die Bewältigung der COVID-19 Krise kämpfenden Staats. Die Refinanzierung der staatlichen Hilfen ist schlagartig um 5% teurer geworden.
Preisentwicklung seit dem 28. Februar.
Sektor | Referenz: Jahreshoch |
---|---|
Oil and gas | -42% |
Travel and leisure | -40% |
Autos and parts | -37% |
Banks | -36% |
Basic Materials | -36% |
Financial services | -30% |
Insurance | -32% |
Industrial goods | -30% |
Media | -30% |
Tech | -29% |
Preiskorrelation aufgehoben.
Die Brisanz des derzeitigen Marktabverkaufs lässt sich gut an dem Bruch üblicher Korrelationen ablesen. Wenn beispielsweise Aktien riskant erscheinen, wechseln die Marktteilnehmer in Staatsanleihen. Sowohl am Montag als auch am Donnerstag waren übliche Korrelationen nicht mehr vorhanden. Die Aktiemärkte wurden massiv abverkauft, der DAX beispielsweise sank am Donnerstag um 1200 Punkte. Gleichzeitig sanken aber auch die Preise für Staatsanleihen stark (Bund-Future: -1,5 %). Selbst BitCoin-Bestände wurden geplündert (-27%). Die Volatilität steht mit 66% nahe dem historischen Maximum aus dem Oktober 2008 (87%). Die positive Nachricht: Dieses akute Zeichen von Marktstress steht am Ende einer Bewegung. Die negative Nachricht: Das bedeutet nicht, dass die Entwicklung abgeschlossen ist, schließlich beobachteten wir dieses Verhalten innerhalb der letzten beiden Wochen drei Mal. Jedesmal verstärken sich die Effekte. Jegliches Engagement am Kapitalmarkt ist aktuell mit erheblichen, wenn nicht sogar unkalkulierbaren Risiken verbunden.
Carl Icahn ist ein jüdischer Milliardär (Oligarch) aus New York. Er ist Republikaner und war 2016 Unterstützer von Donald Trump. Seit 1968 ist er selbständig in unterschiedlichen Rollen an den Finanzmärkten aktiv. Icahn wird als Corporate Raider („Unternehmensplünderer“) bezeichnet: Seine Strategien sind selten passiver Natur, eher kauft er ausreichend Anteile eines Unternehmens, um den Wert seines Investments aktiv zu gestalten, beispielsweise, indem er dort eine führende Position einnimmt. Auch mit geringen Beteiligungen gelingt es ihm immer wieder, Druck auf die jeweilige Unternehmensleitung auszuüben: So hat er – obwohl er bei Ebay nur über einen Aktienanteil von 2,5 % verfügte – die Konzernleitung rund um John Donahoe dazu gebracht, den Bezahldienst PayPal auszugliedern.(Quelle: Wikipedia) ↩