In dieser Artikelserie stellt Hieronymus die Basics des Krypto-Marktsegments vor.
Blockchains sind die Betriebssysteme des Krypto-Space. Je länger eine Blockchain ist, desto ineffizienter ist sie. Je dezentraler sie ist, desto langsamer. Wie es in den 1980er und 90er Jahren eine heftige Konkurrenz zwischen unterschiedlichsten Betriebssystemen für Computer gab, existiert heute ein Wettlauf um die besten Konzepte für Kryptoanwendungen.
Cosmos ist eine Blockchain-Hülle. Sie bietet eine Umgebung für die Implementierung spezialisierter Blockchains. Anwendungen auf den spezialisierten Blockchains können mit anderen Anwendungen des Cosmos-Universums interagieren. Mit Starport steht ein Baukastensystem zur Programmierung spezialisierter Blockchains bereit. Tendermint ist das Management-Tool aller Cosmos-Blockchains.
Bitcoin und Ethererum sind lineare Layer 1 Blockchains mit beschränkter Funktionalität. Anwendungsprogramme implementieren zeitgemäße Erweiterungen(Protokolle). Diese ziehen eine weitere Abstraktionsebene ein und werden als Layer 2 bezeichnet. Sie sind komplex und fehleranfällig. Cosmos bietet eine standardisierte, per Design deutlich sicherere Alternative.
Cosmos selbst ist das Betriebssystem für Blockchains. Mehr nicht. Es ist selbst keine Blockchain, bietet aber Werkzeuge, eine anzulegen und zu betreiben. Das Herz des Cosmos-Ökosystems ist der Cosmos-Hub: das Inter Blockchain Protokoll (IBC). Im Jargon der Cosmos-Community entspricht IBC dem TCP/IP des Internet, ein allgemeines Protokoll, um »Data and Value« zu übertragen. ATOM ist die Währung des Cosmos-Hub’s.
IBC ist in einem dynamischen Entwicklungsprozess. Es werden immer mehr Funktionen implementiert, die eine Integration spezieller Funktionen der Blockchains untereinander gewährleisten. So soll es zukünftig z.B. möglich sein, ATOM-Coins zum Staken der Cosmos-Blockchain zu delegieren und die Token gleichzeitig in einem Liquidity-Pool einzusetzen.
Der Cosmos-Hub verspricht, mit der Flut an (teuren und fehleranfälligen) «Bridges» aufzuräumen, die über unterschiedlichste Implementationen einen chain-übergreifenden Transfer von Token ermöglichen. Positiv ist der universelle Ansatz, prinzipiell jedes Asset auf jeder Chain zu einer beliebigen anderen Blockchain übertragen zu können.
Derzeit funktioniert IBC nur innerhalb der Blockchains des Cosmos-Universums. Man hat aber große Pläne, über das Protokoll andere Blockchains einzubeziehen. Ob eine Integration von Ethereum (inklusive Layer-2-Protokollen) zeitnah gelingt, wird sich zeigen.
Auffällig ist, dass die Anzahl der Validatoren für Cosmos-Blockchains auf 100 begrenzt ist.1 Die Blockchain gibt damit ein Fundament dezentraler Blockchains auf: Permissionless. Die ursprüngliche Idee ist, dass sich jede/r in der ihm/ihr genehmen Art und Weise an Blockchainprojekte beteiligen kann. Das bezog sich auf die Abfrage von Daten und auch auf die Beteiligung am Management der Infrastruktur. Staking/Validieren ist im Cosmos-Netzwerk aus Performancegründen auf einen sehr eingeschränkten Kreis begrenzt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menge des eingesetzten Stake-Money bestimmt, ob man zu dem erlauchten Kreis der Validatoren gehört. Damit bestimmen wieder die »üblichen Verdächtigen« die Geschicke der Blockchain. In der Liste der Validatoren tauchen nicht umsonst die großen Kryptobanken (Kraken, Coinbais, Crypto.com) und Hedge-Funds (z.B. Citadel) auf.
Die Kapazität des Cosmos-Hub beträgt in der derzeitigen Implementierung 200 Blockchains. Diese werden als Spaces bezeichnet.
Das Terra Netzwerk beschreibt sich selbst als «Programmierbares Geld für das Internet». Hier dreht sich alles um Stablecoins, Payments, Lending und Liquidity-Providing. Die Blockchain bietet Smart-Contracts für unterschiedlichste Assets, wie Währungen oder Aktien. Auf der Basis dieser Blockchain hat sich ein beeindruckender Zoo von Payment-Anbietern (z.B. Chai aus Südkorea), Krypto-Ausgaben von Aktien (Mirror-Protocol) und diversen Lending-Plattformen (Anchor Protocol, Pylon Protocol, Spectrum Protocol, Orion Money), Aktienhandel (Solidefi Invest, Apollo DAO, Vega ), Glücksspielanbieter und NFT-Handelsplätze angesiedelt. Das Netzwerk ist ein großes Labor der Finanzwirtschaft des 21. Jahrhunderts.
LUNA ist die Währung des Terra-Netzwerks. Ihre Marktkapitalisierung übersteigt mit 22 Mrd. $ (Stand Feb. 2022) die des Atom-Coins ( 9 Mrd. $ ) deutlich.
Jan. 2022: Anchor Protokoll schwächt Terra und mittelbar auch Cosmos.
Wachstum um jeden Preis, das ist das Credo fast aller DeFi-Projekte. Anchor, eine DAO, treibt es auf die Spitze.
Das Anchor-Protokoll bietet einen Zinssatz von 20 % für Einlagen in dem Terra-Stablecoin UST. Die Anlage ist damit eine hochverzinste Geldmarktanleihe. Die Verzinsung ist viermal so hoch, wie vergleichbare Produkte (die seriöse DEX AlgoFi bietet im Februar 2022 etwa 5% Zinsen). Die Überrendite wird über ein waghalsiges Konstrukt finanziert, dass in normalen Marktphasen theoretisch die Ausschüttungen ermöglicht. In Zeiten, wo die Rendite nicht erwirtschaftet werden kann, springt die Anchor-Treasury ein. Die Ausschüttungen werden dann aus der Kapitalreserve des Projekts gezahlt. Im Zuge des Preisverfalls im Januar 2022 ist die Nachfrage nach Anlagen in Stablecoins sprunghaft gestiegen. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Krypto-Krediten, die die Überrendite finanzieren. Konsequenz: Um die Ausschüttungen zu finanzieren fließen täglich 1,25 Mio UST aus der Reserve ab. Zum Monatswechsel ist die Treasury auf 35 Mio. UST geschrumpft. Anchor kann die Ausschüttungen nur noch wenige Wochen aufrechterhalten. Aus Angst vor einer Pleite des Protokolls und möglichen Schockwellen in dem Terra-Ökosystem sinkt der Preis von LUNA entgegen dem Markttrend deutlich. Dies zeigt eindrücklich die Risiken derart spezialisierter Blockchains.
Teilweise offensichliche Scams Die meisten Projekte sind Brandneu und unerprobt. Mehr als tatsächliches Spielgeld kann man meist nicht riskieren. Als Beispiel sei das Projekt Kinetic herausgegriffen. Dort kann man den Terra-Stablecoin UST als Collateral für einen Krypto-Kredit hinterlegen. Kinetic legt das Collateral im Terra-Ökosystem an und verspricht mit den Erlösen den Kredit zurückzuzahlen. Sobald die Preise im Netzwerk sinken, besteht die Gefahr einer Zwangsliquidierung des Collaterals. Deshalb ist das Angebot offensichtlicher Betrug. Andere Projekte verpacken die Risiken ihrer Geschäftsmodelle geschickter. Das gesamte Ökosystem basiert aber auf der Mehrfachnutzung bereitgestellter Liquidität. Das macht die Blockchain insgesamt anfällig gegen starke Marktvolatilität. Siehe auch die Ausführungen unter Stablecoins zur Digitalwährung LUNA.
Die Blockchain realisiert eine klassische DeFi-Anwendung mit den Funktionen, Geldwechsel, Ausleihen, Kreditvergabe und Liquidity-Providing. Man kann ein Asset (z.B. einen Stablecoin oder Ethereum) als Sicherheit hinterlegen und einen spekulativen Coin ausleihen. Falls der Coin im Wert steigt, macht man einen Gewinn. Da der als Sicherheit hinterlegte Coin nicht verkauft wird, müssen eventuelle Bucherträge nicht versteuert werden.
Zusätzlich kann in Handelsstrategien investiert werden, die Arbitragegeschäfte automatisieren oder immer dann einspringen, wenn derart gehebelte Investments zu einer Zwangsliquidation des Collaterals führen.
Man kann KAVA-Coins zwar staken, das Projekt ist aber nicht in den IBC-Hub eingebunden und interagiert deshalb nicht mit dem Cosmos-Ökosystem. Die Eigentumsverhältnisse sind ebenfalls unklar. Die Blockchain wird von einem Pool von nur 20 öffentlichen Validatoren betrieben.
Die Kernfunktion ist ein Automatic Market Maker mit ausreichend Liquidität. Das garantiert, dass die Coins des Netzwerks stets mit engen Spreads zu fairen Preisen gegeneinander getauscht werden können.
Investoren erhalten hohe Renditen, wenn sie den geräuschlosen Zugang auch zu weniger bekannten Coins durch eine langfristige Bereitstellung von Liquidität gewährleisten.
Das Chance-Risiko-Profil für spekulative Investments auf der Osmosis-Blockchain ist attraktiv.
Auf der Juno-Blockchain finden Entwickler Baukästen für die Programmierung von SmartContracts, die sie direkt in ihre Projekte integrieren können. Durch die Verwendung verifizierter Standard-SmartContracts, die auf jeder Blockchain des Cosmos-Universums eingesetzt werden können, erreicht man netzwerkweit einen hohen Qualitätsstandard.
Die Liste der Seed-Investoren des Projekts lies uns stutzen: Neben Coinbase, Binance und Gemini (drei Krypto-Banken) sind Bosch und Festo an Bord, die Innovationszentren der deutschen Automobilindustrie.
Fetch realisiert Künstliche Intelligenz und Machine-Learning auf der Cosmos-Blockchain. Als Einsatzbeispiel beschreibt das Projekt einen Advatar (Digitaler Zwilling), der selbständig im Metaverse den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen übernimmt.
Das Projekt hat nichts mehr gemein mit den üblichen DeFi-Anwendungen. Hier geht es um Simulationen, die mit präzisen Big-Data-Datensätzen gespeist werden und Applikationen, die unseren mobilen Alltag in einigen Jahrzehnten prägen werden.
Obwohl das Projekt auf der Cosmos-Blockchain realisiert ist, ist es (noch) kein Bestandteil des IBC-Hubs.
(Letztes Update: 31. Januar 2022)
Während im Cosmos-Netzwerk in allen Chains (falls Tendermint verwendet wurde) 100 Validatoren zugelassen sind, validieren über 280.000 Nodes ETH2, den Coin des zukünftigen Ethereum-Netzwerks (Quelle: Kraken). ↩