In dieser Artikelserie stellt Hieronymus die Basics des Krypto-Marktsegments vor.
Solana ist mit einer Marktkapitalisierung von 40 Mrd. € (Jan. 2022) nach Bitcoin und Ethereum die dritt größte Blockchain. Sie verspricht, Limitationen der beiden dominanten Währungen (BitCoin und Ethererum) zu überwinden. Die Blockchain wurde im März 2020 in Betrieb genommen (Beta-Status). Die Verwaltung erfolgt durch die gemeinnützige Solana Foundation mit Sitz in Genf. Wie üblich, ist der Programmcode Open-Source.
Bitcoin und Ethererum benutzen einen Proof of Work-Ansatz, um neue Tokens auf der Blockchain zu validieren. Ab 2022 verwendet Ethererum das deutlich effizientere Proof of Stake.
Beiden Verfahren ist gemein, dass ein neuer Block erst an die Blockchain hinzu gefügt werden kann, wenn der aktuelle vollständig validiert ist. Diese Limitation umgeht Solana mit dem Proof of History-Verfahren (POH).
Hierfür bedient sich Solana eines einfachen Tricks: Die Blöcke werden indiziert auf der Blockchain angeordnet. Die Reihenfolge ist fix und kann nicht mehr verändert werden. Es spielt keine Rolle, ob ein Block ein wenig später validiert wird.
Die Hardware-Anforderungen für den Betrieb eines Solana-Knotens waren zu Beginn moderat. Eine normale Workstation genügte, eine gute Graphikkarte war jedoch unabdingbar. Die Hardwareanforderungen stiegen im Halbjahrestakt. Die Belastung der Blockchain erfordert höhere Rechenleistungen.
Nachdem eine Node aufgesetzt ist, wird diese zur Probe in das Staking-Netzwerk aufgenommen. Das Staking-Kapital ist bereits gebunden, es werden keine Erträge ausgeschüttet.
Nach einigen Tagen wird die Node dann in das Netzwerk der Validatoren integriert. Es fließen Staking-Erträge. Falls die Node fehlerhaft arbeitet, haftet die Node mit dem Staking-Kapital. Entscheidet sich der Betreiber, die Node herunterzufahren, beginnt die CoolDown-Period. Das Kapital ist weiterhin gebunden, die Node ist bereits vom Prozess des Validierens ausgeschlossen.
Die Rendite auf das eingefrorene Staking-Kapital ist mit 6 Prozent moderat und geht perspektivisch zurück.
Der Betrieb einer Solana-Node macht nur unter bestimmten Voraussetzungen Sinn. Das widerspricht der Idee, Blockchains durch eine möglichst breite Teilhabe der Nutzer immun zu machen, gegen Beeinflussung von Außen.
Mittelfristig werden Banken, wie Kraken, Binance oder Coindesk, sowie HedgeFonds und institutionelle Anleger Solana-Nodes betreiben. Dies kann als Professionalisierung gewertet werden.
Je erfolgreicher die Blockchain ist, desto höher sind Hardwareanforderungn, desto niedriger sind Staking-Renditen – kurzum desto zentralistischer wird sie. Ethereum hält eisern an dem Anspruch fest, Sicherheit über Dezentralität zu gewährleisten und trotzdem ausreichend skalierbar zu sein. Solana entwickelt sich mit wachsendem Erfolg zu einer immutablen, verteilten, öffentlichen Datenbank. Dies macht sie für Projekte interessant, die auch auf normalen Datenbanken laufen würden und die Bezeichnung «Krypto» hauptsächlich zu Marketingzwecken führen.
Die Blockchain hat keine endliche Zahl an Coins. Durch Staken werden kontinuierlich neue SOL-Einheiten erzeugt. Im Februar 2021 wurde die Inflationsrate auf 8 Prozent pro Jahr festgesetzt. Die Menge an SOL wächst allein durch Staken um diese acht Prozent. Im Staking-Algorithmus ist ein Rückgang der Inflation um 15 Prozent pro Jahr implementiert. Damit hat sich die Solana-Inflation bis zum Jahreswechsel 21/22 bereits auf 7,3 Prozent reduziert.
Die planmäßige, langfristige Inflation beträgt 1,5 Prozent pro Jahr.
Sollte die Wertschöpfung durch Netzwerkeffekte der unterstützten Projekte höher sein, rechtfertigt dies einen kontinuierlichen Preisaufschlag für SOL, die Währung der Blockchain.
Obwohl die Blockchain nur als Beta-Version vorliegt, existiert ein umfassendes Ökosystem an Anwendungen. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese ebenfalls brandneu sind und vielfach im Betastadium. Wir greifen zwei Projekte heraus:
Dezentrale Börse. Serum realisiert essentielle Funktionen des traditionellen Börsenhandels: Orderbuch, Bid-Ask-Kurse für handelbare Assets, automatisches Marketmaking, Liquidity-Pools. Auf dieser Infrastruktur bauen diverse graphische Oberflächen auf, die unterschiedliche Funktion anwenderfreundlich aufbereiten. Mit ein wenig Erfahrung kann ein individuelles Handeslregmie programmiert werden. Serum-Smart-Contracts sind öffentlich einsehbar und deren Benutzung gut dokumentiert.
Dezentraler Optionshandel. PsiOptions bietet einen transparenten Optionsmarktplatz. Jedermann kann Optionen erzeugen und dort zum Kauf anbieten. Das Marketmaking, also die Stellung von An- und Verkaufstaxen während der Laufzeit, erfolgt dezentral, liegt also auch in der Verantwortung der Nutzer. Das Projekt hat den Anspruch, den Optionshandel unter Umgehung von Banken revolutionieren.
Tap Finance bietet Covered-Call und Cash-Secured Put-Handelsstrategien per Smart Contract an. Die Handelssysteme nutzen PsiOption. Die versprochenen Renditen sind zwar unrealistisch und das Projekt ist vermutlich ein Fake. Es zeigt aber die Möglichkeiten dieses Handelsplatzes. Neben diesem öffentlichen Handelssystem existieren sehr wahrscheinlich diverse nichtöffentliche, die gute Erträge erzielen.
Am 21. September emittierte die Fondsgesellschaft VanEck einen Solana ETN. Dieser wird an der Börse in Frankfurt gehandelt.
Am 30. November 2021 ging der Grayscale-Solana Trust in den Handel. Er verspricht ein passives Investment in Solana. Die Management-Fee beträgt 2,5 % pro Jahr, die Mindestanlagesumme beträgt 25.000 $. Seine Benchmark ist der Coindesk Solana Price Index. Der Investment-Fonds ist also ein Swap auf die Performance der Solana-Blockchain.
26. August 2021. Es werden viele (möglicherweise sogar alle) Kryptobörsen von einem Hacker attackiert, die eine Solana-Wallet anbieten. Es dauerte nur 20 Minuten, bis die vom Hacker ausgenutzte Sicherheitslücke geschlossen werden konnte. In dieser Zeit entwendeten die Hacker fleißig Token. Der Schaden ist überschaubar, auch weil der Angriff frühzeitig entdeckt wurde. Der Marktpreis der Kryptowährung stieg an diesem Tag trotzdem.
15. September 2021. Die Validatoren der Blockchain enmtscheiden das gesamte Netzwerk herunterzufahren. Zuvor war das Netzwerk mit einer Flut von Transaktionsanfragen überflutet worden. In der Spitze wurden 400.000 Transaktionen pro Sekunde angefragt. Das sprengte die Leistungsfähigkeit der Solana-Blockchain. Die Unterbrechung dauerte 7 Stunden.
Solana setzt auf ein Modell mit wenigen, leistungsfähigen Validatoren. Diese bürgen mit ihrem Stake-Money für die Qualität ihrer Arbeit. Um die Solana-Blockchain zu validieren, benötigt man zudem eine spezielle Hardware. Damit erreicht die Blockchain zwar sehr hohe Datensurchsätze. Das Gesamtsystem ist – wie gesehen – anfälliger gegen Hackerangriffe.
Auf der anderen Seite hat diese bösartige Attacke die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Blockchain demonstriert. Wenn es den Programmierern gelänge, Solana bei einer Datenrate von 400.000 Transaktionen pro Sekunde stabil zu halten, würde man die Konkurrenz in diesem Punkt auf Dauer degradieren. Allerdings stellte sich dann die Frage, ob Solana überhaupt eine Blockchain ist.
10. Dezember 2021. Die Funktionalität des Solana-Netzwerk ist erneut massiv gestört. Die Leistungsfähigkeit fiel auf 500 Transaktionen pro Sekunde. Das Netzwerk war Ziel einer bösartigen DDoS-Attacke. Dies löste sofort Diskussionen aus, ob die Performance des Solana-Netzwerks letztlich doch unter Inkaufnahme von zuviel Zentralität erzielt wird.
4. Januar 2022. Die Blockchain ist für mehrere Stunden offline. Das Netzwerk war wieder Opfer einer DDos-Attake.
22. Januar 2022. Die Blockchain ist für 48 Stunden offline. Die Entwickler stellen hektisch ein Systemupdate online, das verspricht, die Blockchain unangreifbar zu machen. Der Systemausfall fiel zusammen mit einem deutlichen Preisverfall am Krypto-Segment. Viele Nutzer von DeFi-Projekten konnten das dort versprochene Risikomanagement nicht verwenden. Dies könnte der Sargnagel für das Projekt sein.
Hieronymus rät ausdrücklich von Engagements in SOL und Solana-Projekten ab.
(Letztes Update: 25. Januar 2022)