D.T. ist »not amused«:Donald J. Trump (@realDonaldTrump) on Twitter
The Euro is dropping against the Dollar “like crazy,” giving them a
big export and manufacturing advantage...and the Fed does NOTHING!
Our Dollar is now the strongest in history. Sounds good, doesn’t it?
Except to those (manufacturers) that make product for sale outside the U.S.
6:55 AM - 30 Aug 2019
....We don’t have a Tariff problem (we are reigning in bad and/or
unfair players), we have a Fed problem. They don’t have a clue!
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Ein Blick auf den obigen Chart zeigt: Das Währungspaar EUR/USD notiert aktuell wieder in der Handelsspanne der Jahre 2015 bis 2017. Weder ist die Unterschreitung der 1,10 EUR/USD-Marke ein Grund zur Besorgnis noch ein Anlass für irgendetwas. Es handelt sich um eine ganz normale Entwicklung an den Kapitalmärkten. Und trotzdem nutzt D.T. dies für eine weitere Triade auf die FED.
Nicht die Abwertung des Euro war das Sommerthema an den Währungsmärkten, sondern die Schwäche des Yuan. Dieser notiert inzwischen bei 0,1397 Yuan/Dollar (oder 7,15 USD/CNY), klar unterhalb der Marke von 7 USD/CNY. Im Falle China’s ist zumindest eines klar: Ohne das OK der Regierung keine Abwertung des Yuan. Das politische Tweet-Feuerwerk nachdem erstmals ein Wechselkurs oberhalb von 7 CHY/USD festgestellt wurde, ist in so fern nachvollziehbar.
Aber beim Euro?
Unter den Industrieländern galt die politische Unabhängigkeit der Notenbanken als ungeschriebenes Gesetz. Die Besetzung der Chefposten erfolgte stets mit Experten, deren geldpolitische Entscheidungen von der Politik akzeptiert wurden.
Formal gilt dies auch heute noch. Allein die Berufung Jaw Powells zum FED-Vorsitzenden brach zuerst mit dieser Tradition. Zwei Jahre später folgt mit der Installation von Christine Lagarde bei der EZB eine ähnliche Kehrtwende in Europa. Plötzlich sind die Chefposten bei den beiden wichtigsten Notenbanken der Welt politisch besetzt. Die Industriestaaten tun es den Schwellenländern gleich. Die indische Notenbank wird von dem Premierminister unverholen zu geldpolitischen Wahlkampfhilfen gezwungen, in der Türkei führt die Familie Erdogan die Notenbank, …
Die Geldpolitik folgt der Realpolitik, ist also kurzfristigen Interessen verpflichtet und folgt nicht unbedingt der Ratio der Finanzmärkte. Große Kursschwankungen sind die Folge.
Ein ähnliches Muster droht auch den Hauptwährungen. Die Frequenz und Intensität der verbalen Angriffe auf die FED nimmt zu. Das Trommelfeuer verfehlt seine Wirkung nicht. Jetzt macht sich die fehlende intrinsische Autorität des Vorsitzenden der FED bemerkbar.
Mario Draghi, der EZB-Vorsitzende, verfügt über die notwendige Autorität. Es stellt sich die Frage, wie die Finanzmärkte mit einer politischen Führung der EZB umgehen.
Starke Schwankungen an den Währungsmärkten sind nicht ungewöhnlich. Diese sind stets Ausdruck gesellschaftlicher und/oder wirtschaftlicher Zäsuren.
Am Verlauf des Wechselkurses EUR/USD kann man deshalb rückblickend die jüngere Vergangenheit ablesen. In den vergangenen 15 Jahren schwankte das Währungspaar zwischen der Parität und 1,60 Euro pro US-Dollar. In der Vergangenheit reagierte der Markt auf Veränderungen des makroökonomischen Umfelds. Falls sich die Politisierung der Notenbanken fortsetzt, könnte der Wechselkurs selbst in den Fokus der Politik geraten. D.T. prescht hierfür gerade vor, wenn er die FED auffordert, den Leitzins um einen ganzen Basispunkt zu senken, um die heimische Exportindustrie zu unterstützen (und ihm die Wiederwahl zu sichern).
Käme die FED dieser Forderung nach, würde der Wechselkurs des Euro zum Dollar gegen jegliche ökonomische Logik in Richtung 1,5 Euro pro Dollar gepusht. Waren aus dem Dollar-Raum würden preiswerter und Exporte aus der Eurozone entsprechend teurer. Unmittelbare Konsequenz: Die Konjunktur in der Eurozone wird geschwächt — eine heftige Abwertung der Währung wäre nur eine Frage der Zeit. Im Ergebnis induziert eine politisch motivierte Geldpolitik Volatilität.
Volatile Währungsmärkte erschweren den Außenhandel. Es ist schlicht teuer sich gegen Währungsschwankungen abzusichern. Volatile Währungsmärkte wirken wie Zollschranken.
Dies spielt national-populistischen Kräften in die Hände. Über die Geldpolitik kann ein Populist effektiv sein protektionistisches Wahlversprechen realisieren, ohne sich aus bestehenden internationalen Handelsabkommen zurückziehen zu müssen. In der Vergangenheit nutzen wenig entwickelte Volkswirtschaften dieses Instrument (meist mit wenig Erfolg, wie das Beispiel Simbabwe zeigt). Nun könnten die großen Volkswirtschaften folgen und die Welt deutlich verändern.
Der Wechsel an der Spitze der EZB erfolgt dem Trend zur Politisierung der Geldpolitik. Interessierte Kreise werden dies als Demokratisierung der EZB verkaufen. Faktisch unterwerfen die Politiker die Geldpolitik der kurzfristigen Tagespolitik. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Politik Wunschleitzinsen und Wunschwechselkurse vorgibt und die handelnden Personen innerhalb der Notenbank daran mißt, ob die Wunschziele erreicht wurden.
Seit dem Zusammenbruch des Bretton-Wood-Währungssystems sind direkte Interventionen am Währungsmarkt sowohl beim Euro als auch beim US-Dollar ausgeblieben. Die Politik könnte die Notenbanken hier in die Pflicht nehmen. Als Vorbild dient Japan, dass regelmäßig Yen verkauft so zum größten Gläubiger der USA geworden ist1.
Um eine Aufwertung des Yen zu vermeiden, verkauft die Bank of Japan regelmäßig am Devisenmarkt Yen. Als Gegengeschäft erwirbt sie US-Dollar, die wiederum in US-Staatsanleihen angelegt werden. Über eine entsprechende Geldpolitik kann die USA folglich sogar den Absatz der eigenen Staatsanleihen steuern. ↩