Nun – sobald die Emissionsentscheidung steht, muss sich der Marktpreis der bereits emittierten Anleihen dem erwarteten Marktpreis der Neuemissionen anpassen. Der Preis des Bund-Futures beträgt aktuell 174 Prozent der Nominalen, entsprechend einer Rendite von -0,65%. Setzt sich das Angebot des Staats durch, freiwillig zwei Prozent Zinsen zu zahlen, sinkt der Preis der Anleihe theoretisch bis 139 Prozent.
Eine bestehende, risikolose Geldanlage im Wert von aktuell 10.000 Euro ist dann am Sekundärmarkt nur noch 8.000 Euro wert.
Wirkung der Entscheidung für eine Bürgeranleihe auf den europäischen Rentenmarkt.
Die Emissionsentscheidung würde die Renditen am langen Ende der Zinstrukturkurve sofort stark steigen lassen. Wie oben dargelegt, wirkt sich dies unmittelbar auf die Preise der Staatsanleihen der übrigen Eurozonenstaaten und damit direkt auf deren Finanzierungskosten aus.
Die Entscheidung konterkariert damit die Bemühungen der EZB, die Ökonomie in der Eurozone mittels keynisanischer Maßnahmen zu befeuern. Im Grunde läuft alles auf eine Machtprobe unterschiedlicher ökonomischer Schulen (Keynisanismus vs. Monetarismus) hinaus. Die
Geldpolitik der EZB wirkt primär am kurzen Ende der Zinsstrukturkurve, also bei Anleihen mit kurzen Laufzeiten. Die Emissionspraxis der Schatzämter der Eurozonenstaaten beeinflußt tendenziell die Preise für Anleihen mit langen Laufzeiten.
Aus Kapitalanlagesicht ist dies eine interessante Konstellation. Allein die Absichtsbekundung der Bundesregierung sorgt bereits für eine spekulativ begründete Marktreaktion. Die Preise für kurzlaufende Bundesschatzbriefe sind stabil, langlaufende Anleihen werden preiswerter. Man spricht von einem »Regime einer Versteilerung der Zinsstrukturkurve«.