Wochenbericht 50

Fünfhundert Milliarden

500.000.000.000.000 US-Dollar – diese Summe pumpt die FED bis zum Jahreswechsel in den US-Repo-Markt. Die Zinsen für kurzfristige Ausleihungen sind trotzdem auf 4% gesteigen.

(Stuttgart, 14.12.) Brexit is done, Donald Trump bekommt sein Impeachment-Verfahren, Waffenstillstand im sino-amerikanischen Handelskrieg und Europa arbeitet gemeinsam an einem Green Deal. Friede, Freude, Christstollen zum Jahresausklang. Hieronymus findet trotz alledem ein Haar in der Suppe.

Geldflut zum Jahresausklang

Am Montag beginnt die FED mit der wohl größten Gelddruckaktion aller Zeiten. Innerhalb von nur zwei Wochen bietet sie 225 Mrd. $ für Übernachtkredite und weitere 190 Mrd. $ für Ausleihungen bis zu drei Monaten an.

Im Rahmen der bereits aufgenommenen Stützungsaktionen stehen bisher 75 Mrd. $ zur Verfügung. Dies ist nicht genug, wie ein Blick auf die Zinsen im Repo-Markt zeigt. Diese sind für Ausleihungen bis zum 31.12. auf 4 % gestiegen, 1,75 % mehr, als der offizielle Leitzins in den USA.

Warum das so ist, entzieht sich einfachen Erklärungsmustern. Es wird munter spekuliert. Je komplizierter der Erklärungsfaden, um so besser.

Eine Schlußfolgerung kann aber sehr wohl gezogen werden: Wir müssen uns auf einen volatilen Jahresstart einrichten. Die FED zieht die Liquidität bis spätestens März wieder ein. Was auch immer mit dem Geld angestellt wurde, es muss dann wieder rückabgewickelt werden.

Die Woche an den Finanzmärkten

  • Schweizer Nationalbank ist acht-größter Vermögensverwalter. Insgesamt verwaltet die Notenbank der Schweiz(SNB), die einzige börsennotierte Notenbank der Welt, ein Vermögen von 750 Mrd. Franken. Das Geld stammt aus Interventionen der Notenbank. Immer wenn der Franken aufwertet, kauft die SNB Fremdwährungen auf. Das Geld überträgt sie an mandatierte Vermögensverwalter, die es am Kapitalmarkt anlegen. Der Aktienanteil beträgt 20 Prozent.

    Die Notenbank sieht sich außerstande, ihre Bilanz zu kürzen. Der Zinssatz wird auf absehbare Zeit -0,75% bleiben. Die SNB erzielt also hohe Zinserträge indem sie den lokalen Banken einräumt, ihre gesetzlich vorgeschriebenen Einlagen sicher zu deponieren. Die Erträge aus der negativen Einlageverzinsung und den Vermögensanlagen schüttet die Bank den Aktionären aus, das sind im wesentlichen Kantone und Städte der Schweiz.

  • Delivery Hero kauft Beamin. In Asien sind Essenskurierdienste ein Phänomen. Die Digitalisierung von Straßenküchen hat Fahrt aufgenommen. Im Zentrum steht stets eine Smartphone-App. In Indonesien ist dies Go-Jek, In Vietnam, den Philippinen und Thailand Grab, in Korea Beamin. Die App übermittelt Kundenwünsche an die Garküchen und organisiert den Warentransport. Besonders wichtig: Über die App wird auch bezahlt. Die Payment-Funktion wird zum Dreh und Angelpunkt der Nutzerbindung. Die App-Betreiber vergeben zudem Mikrokredite an Küchenbetreiber. Die Konditionen sind wegen der Nutzung von Big-Data unschlagbar.

    Die Kombination der verschiedenen Dienste bietet große volkswirtschaftliche Vorteile und ist äußerst lukrativ. Entsprechend umkämpft ist das Marktsegment. Die erzielten Margen sind sehr gering, Markteintrittsbarrieren hoch.

    Delivery Hero ist bislang ein eher kleiner Player. Ebenfalls im Haifischbecken unterwegs sind Amazon, Uber, Softbank, Alibaba und Prosus.
    Trotzdem zahlt Delivery Hero vier Milliarden Dollar für eine 87%ige Beteiligung an die Woowa-Brüder, denen Beamin bislang gehörte, das 15-fache des Umsatzes des Jahres 2018.

  • XP Investimentos: Preis steigt nach IPO. Es begann mit Seminaren für Privatanleger: Wie lege ich Geld profitabel an. Darauf wusste 2001 ein gerade arbeitslos gewordener 24 Jahre junger Mann zwar auch keine Antwort. Die Seminare kamen trotzdem gut an. Wer das Seminar absolviert hatte, konnte gleich ein Konto bei einem befreundeten Broker aufmachen und mit dem Trading beginnen.

    Aus dem halbseidenen StartUp ist eine Institution erwachsen, die den brasilianischen Banken das Fürchten lehrt. Es gelang, 84 Mrd. $ an Kundengeldern an sich zu binden (genauer: das Geld wurde den Banken entzogen). Das Wachstum ist enorm: in den vergangenen 5 Jahren wuchs das Unternehmen jährlich um 90! Prozent. In der vergagenen Woche vollzog XP den Börsengang in New York. Aktueller Unternehmenswert: 15 Mrd. $.
    Hieronymus fragt trotzdem: Warum muß ein brasilianisches StartUp in New York börsengelistet sein?