Diese Entwicklung ist Balsam für die Kapitalseite, erlauben höhere Ertragsmargen doch höhere Ausschüttungen. Zugleich rechtfertigt dies höhere Bewertungen und damit steigende Aktienpreise. Aber Achtung: Implizit setzen die Finanzmärkte Gewinnmargenwachstum mit Profitabilitätssteigerung gleich.
Für Marktapostel ist dies Schlaraffenland. Die Unternehmen steigern ihre Produktivität, Mitarbeiter können besser bezahlt werden und tragen zum Konsum bei. Der steigende Marktwert fördert den Reichtum der Anteilseigner. Insgesamt erleben die Unternehmen einen Vertrauensgewinn und können zukünftige Ertagsquellen mit günstigen Krediten finanzieren.
Philippon behauptet nun, dass nicht Produktivitätswachstum die Quelle steigender Gewinnmargen ist, sondern fehlender Wettbewerb verbunden mit allumfassender Oligopolbildung. Dann verwandelt sich volkswirtschaftlicher Ertrag in ein Nullsummenspiel, dass die gesellschaftliche Spaltung vorantreibt. Letztlich zahlt jeder US-Verbraucher 300 Dollar por Monat für die aufgeblähten Ertragsmargen. Das Geld ist nicht produktiv, es landet in den Schatullen der Gesellschafter bzw. den Depots der Aktionäre.
Aus der Sicht von Philippon ist Europa zum Musterknaben des Kapitalismus avanciert. Hier wurden und werden Handelsbarrieren eingerissen, starke Institutionen wachen über den Märkten und setzen klare Regeln.
Das Ergebnis: niedrige Markteintrittsbarrieren für Entrepreneure, starker aber nicht ruinöser Wettbewerb in reifen Marktsegmenten, niedrige Verbraucherpreise und auskömmliche Renditen für Unternehmen.
Die obere Graphik zeigt die Konsequenz für die Kapitalmärkte: Aufgetragen sind die Preisentwicklungen des S&P 500 (türkis) und des EuroStoxx 50 (orange) seit 1990. Die Obsession für höhere Gewinnmargen traf den Nerv der Marktteilnehmer.
Geht es nach Philippon, wird sich diese Divergenz zurückbilden (deshalb: The Great Reversal). Um den Trend fortzusetzen, muss die Differenz der Gewinnmargen weiter ausgeweitet werden. Dies ist in einem wenig kompetativen Marktumfeld nur durch fortgesetzte Fusionen und Übernahmen darstellbar. In Europa funktioniert dagegen der Wettbewerb; Produktivitätsfortschritte setzen sich in steigenden Marktpreisen um. Die Marktpreise für Unternehmen entsprechen weitgehend ihrer wirklichen Potenz.
Quintessenz für Kapitalanleger: Amerika unter- und Europa übergewichten!
Freihandelsabkommen Singapore. Unmittelbar vor der Übergabe des Stabs an die neue EU-Kommission macht Cecilia Malmström noch einmal Druck. Es wurde ein Freihandelsabkommen mit Singapore abgeschlossen, dass die meisten Erzeugnisse aus angrenzenden AESAN-Staaten einschließt, die über Singapore gehandelt werden.
Wolkenkratzer in China. Bauunterbrechungen sind bei Baugroßvorhaben üblich. Wenn aber des größte Hochbauunternehmen medienwirksam die Arbeiten am größten Wolkenkratzer in der 8-Millionenstadt Wuhan einstellt und als Begründung Zahlungsprobleme bei der Greenland Group angibt, einem der größten Projektentwickler des Landes, kann doch mehr dahinter stecken.
Tesla stellt MadMax-Auto vor. Jede Woche eine gute Tat, das scheint das Motto von Elon Musk zu sein. Fertig oder nicht: Am Freitag stellte Tesla einen batteriebetriebenen PickUp vor, der den Mad Max Fantasy-Filmen entsprungen scheint.
Softbank: Banken ziehen sich zurück. Die Strategie, die StartUp-Szene mittels einer Liquiditätsflut zu elektrisieren, hat funktioniert. Dank dem 100 Mrd. $ schweren Vision Fund sind die Bewertungen dort explodiert. 2019 gelang es nicht, die öffentlichen Kapitalmärkte von der Werthaltigkeit von Uber, WeWork und Co zu überzeugen. Softbank wies für das Q3 einen Verlust von 6,4 Mrd. $ aus. Die Hauptlast der Finanzierung der StartUp-Unternehmen tragen japanische Banken (siehe Bewertungen von Unicorns überzogen?).
Mitsubishi UFJ Financial Group, die größte Bank Japans, hat Softbank jetzt die Kreditlinien für den Vision-Fund gekürzt. Für die Finanzierung der Restrukturierung benötigt Softbank 7 Mrd. $, UFJ sollte 2,8 Mrd. beitragen. Die Bank lehnt weitere Kredite speziell für WeWork ab. Hier kündigt sich ein Paradigmenwechsel an.
Datenquelle: Trading Economics ↩