Im positiven Sinne fördert Konkurrenz den technologischen Fortschritt. Im Falle der USA dient der Klimaschutz jedoch der Festigung der digitalen Monopolstrukturen. Die Silicon-Valley Unternehmen sind Protagonisten beim Klimaschutz, hier fließen moderne Organisationsstruklturen, eine gute Kapitalisierung und ausreichend Humankapital zusammen. Außerhalb von Kalifornien sind die ökonomischen Strukturen (wie auch in Europa) fest im 20. Jahrhundert verhaftet.
Es ist unwahrscheinlich, dass Europa seinen Vorsprung in Nachhaltigkeit behalten geschweige denn ausbauen kann. Eine Evolution erfolgreicher Geschäftsmodelle der Digitalwirtschaft in Richtung Klimaschutz ist sehr wahrscheinlich.
Europa droht damit die Rolle eines Statisten und Zulieferes der grünen Revolution.
Im Jahr 2020 liefern sich die Großmächte USA, China und Russland erste imperiale Gefechte. Dies lässt sich nirgends so gut demonstrieren, wie am Thema Corona-Impfstoffentwicklung. Unter Federführung der WHO haben sich zwar 150 Länder zu einer Impfstoff-Allianz zusammen getan. Die Großmächte verfolgen jedoch eigene Ziele. In den drei Ländern ist die Impfstoffentwicklung eine Angelegenheit nationaler Sicherheit. Die gegenseitigen Erfolge werden wie zu Zeiten des kalten Kriegs von Geheimdiensten ausspioniert. Kirill Dmitriev, Leiter des russischen Staatsfonds, wurde in der letzten Woche gegenüber der FT sehr deutlich: Zum Jahreswechsel 2020/21 werden erste Länder Zugriff auf wirksame Impfstoffe haben: Russland, China, USA, (UK, weil es ein Interview mit einer britischen Zeitung ist). Alle anderen Länder müssen sich entscheiden, mit welchem der Supermächte sie eine Allianz eingehen. Dmitriev bedient sich ganz offen des Vokabulars des kalten Kriegs: “You have a major problem in the world … that political barriers and political biases prevent the best technologies being used.”
In einem kalten Krieg versuchen die kriegsführenden Parteien ihre Gegner jenseits der Schlachtfelder zu besiegen, beispielsweise ökonomisch. Der globale Kapitalmarkt des ausgehenden Jahrhunderts bricht bereits auseinander. Chinesische Firmen verlagern ihre Börsenpräsenz nach Hong Kong. Russische Aktiengesellschaft werden von Börsen in USA und UK verbannt.
Die Phase des kalten Kriegs im 20. Jahrhundert war eine goldene Zeit für multinationale Unternehmen mit Sitz in den USA, dem letztlichen Kriegsgewinner. Auch der sich abzeichnende Kalte Krieg des 21. Jahrhunderts wird von imperialem Säbelrasseln begleitet.
Welche Unternehmen repräsentieren die Werte des künftigen Kriegsgewinners, wie es Coca Cola für den amerikanischen Way of Life im 20. Jahrhundert verkörpert hat? Das sind Buy&Hold-Investments des 21. Jahrhunderts.
US-Banken sehen das Risiko für 28 Mrd. $ an Kreditausfällen.
Das Management von Kreditrisiken ist Kerngeschäft einer jeden Bank. Wenn JP Morgan Chase, Wells Fargo und die Citibank_ insgesamt 28 Milliarden Dollar für nicht mehr eintreibbare Kredite zurückstellen, ist dies ein deutlicher Hinweis auf die konjunkturellen Einschätzungen der Volkswirte. Die hohen Rückstellungen sind auch Ergebnisse interner Stresstests. Die Citibank kalkuliert beispielsweise mit einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit größer 10 Prozent.
Wie lange kann die FED die Kapitalmärkte noch stützen?
In der abgelaufenen Woche hat die FED das Main Street Lending Program auf Kredite von Nonprofit-Organisationen ausgedehnt. Damit können jetzt öffentlich finanzierte Einrichtungen, wie Krankenhäuser, Schulen, Museen und Universitäten direkt bei der FED quasi zu Null Prozent Zinsen fast unbegrenzte Kredite aufnehmen.
Man muss inzwischen mit einer Lupe nach Sektoren suchen, die keinen Zugang zu preiswerten FED-Krediten haben. Nicht wenige fragen sich, wie die Schuldentragfähigkeit der immer schwächeren Kreditoren im Falle einer Normalisierung des Kapitalmarkts jemals wieder hergestellt werden kann.
Auffällig ist: Mit zunehmender Dauer der Pandemie sinkt die Bonität der Kreditoren der FED. Die finanzielle Ausstattung öffentlicher Einrichtungen ist Aufgabe des Staats, der hierfür von seinen Bürgern Steuergelder erhält. Wenn der Staat sich aber statt dessen entscheidet, seine Staatsbürger von Steuern zu entlasten und die Finanzierung hoheitlicher Aufgaben an die Notenbank abtritt, bildet er einen Schattenhaushaltsposten. Im Extrem müsste die Bilanzsumme der FED (ca. 7 Billionen USD) zur US-Staatsverschuldung (ca. 21 Billionen USD) addiert werden. (siehe auch: Wochenbericht 26 – Was passiert mit den Staatsschulden)