Die Entwicklung kann am Preisverlauf der beiden Großbanken an den Standorten Hongkong und Singapore abgelesen werden. Das Freihandelszentrum Singapore kämpft angesichts der chinesischen Dominanz ebenfalls um seinen Platz. Der Aushandlungsprozess über dessen zukünftiger Rolle ist längst nicht abgeschlossen. Der aktuelle Preistrend der DBS zeigt aber zumindest nach oben. HSBC markiert ein Preistief nach dem nächsten.
Auch Singapore ist von der neuerlichen Eskalation des Wirtschaftskriegs zwischen den USA und China negativ betroffen.
Ein Blick auf den Kurszettel zeigt überwiegend auf Jahresbasis starke Preisrückgänge. Dies ist teilweise der Pandemie geschuldet, mehrheitlich jedoch ein Ausdruck der Unsicherheit über den zukünftigen Status des Stadtstaats an der Peripherie eines immer imperialer agierenden chinesischen Reichs.
Hoffnungsrallye.
In der letzten Woche wies Hieronymus auf einen häufig sehr freundlichen Ausklang des Wonnemonats Mai an den Aktienmärkten hin. Zum Monatsende können wir einen Haken an diese Saisonalität machen. Die Aktienmärkte hielten sich an das Skript.
Die gemeinhin als HoffnungsRallye bezeichnete Preisentwicklung steht jedoch auf tönernen Füßen.
Die Saisonalität spricht für stagnierende Notierungen. Trotz diverser warnender Indikationen ist eine scharfe Kurskorrektur in den nächsten Wochen im Ergebnis genauso unwahrscheinlich wie eine ungebremste Rallyefortsetzung. Es deutet vieles auf einen langweiligen Sommerhandel hin, in dem die aktuell überhitzte Marktlage abgebaut wird.
Psychologie der Notenbanken.
Wir erinnern uns: Im Zenit der COVID-Krise intervenierten die Notenbanken mit starken geldpolitischen Maßnahmen. Die US-Notenbank flutete mit einem Strauß von Programmen unterschiedliche Marktsegmente mit Liquidität. Die FED versprach allen potenziellen Verkäufern faire Marktpreise und nahm Investoren die Angst, im Falle einer weiteren Zuspitzung der Krise mangels potenzieller Käufer ihre Assetbestände nicht mehr verkaufen zu können. Hierfür stellte die FED insgesamt 2,6 Billionen US-Dollar bereit.
Zum Monatsende im Mai wurden gerade 95 Milliarden Dollar abgerufen. Nur 4 % der bereitgestellten Mittel wurde benötigt.
Mehr noch: US-Unternehmen konnten sich über Anleiheemissionen seit Jahresbeginn mehr als 1 Billion US-Dollar am Kapitalmarkt leihen. Dieses Geld dient den Firmen nun als Liquiditätspolster für Pandemiefolgen. Das ist gegenüber 2019 eine Verdopplung. Dank der jüngsten Zinssenkungen der FED mussten die Unternehmen trotz deutlich schlechterer Bonität keinen Zinsaufschlag gegenüber dem Vorjahr zahlen.
Die Investoren tragen dank der FED-Interventionen bereitwillig das volle Bonitätsrisiko. Es gelang der US-Notenbank die Pandemierisiken an den Kapitalmarkt weiterzugeben.
Stranded Assets — Datteln 4 geht ans Netz.
Der wohl größte Sündenfall in der, an Widersprüchen nicht armen Klimapolitik der Bundesrepublik wird am ersten Juni Realität: Trotz gesellschaftlichem Konsens über einen raschen Ausstieg aus der Kohleverstromung geht im westfälischen Datteln eine nagelneue Kohlendioxidschleuder ans Netz.
Die Wahrscheinlichkeit eines planmäßigen und damit profitablem Betrieb des Karftwerks ist überschaubar. Hieronymus würde gern einmal die Renditeberechnung und die eingeräumten Finanzierungskonditionen einsehen und prüfen, ob dem eine nachvollziehbare Klimarisikoeinschätzung zugrundeliegt. Vielleicht ist es Zufall, dass zeitgleich Zentralbanker, die sich im Network for Greening the Financial System unter dem Vorsitz der holländischen Notenbank zusammengetan haben, Banken für die sträfliche Mißachtung von Klimarisiken tadeln.. Der Vorwurf: Die Banken weisen klimabedingte Kreditrisiken systematisch und absichtlich falsch aus. In ihrem Status report on financial institutions’ practices with respect to risk differential between green, non-green and brown financial assets and a potential risk differential weisen die Zentralbanker auf den Stellenwert von Klimarisiken in Bankbilanzen hin. Danach verwenden die meisten Banken und einige Versicherungen im Risikomanagement Bewertungsmethoden, die nicht zwischen braunen und grünen Risiken unterscheiden. Auswirkungen des Klimawandels sind nicht ermittelbar. Diese Banken sind auf diesem Auge sprichwörtlich blind, die Risikomodelle weisen systematisch zu niedrigere Risiken aus..
Konsequenz: Die Finanzierung von Projekten, wie Datteln 4, negiert auch 2020 systematisch elementare Klimarisiken. Klimarisikenn akkumulieren sich in den Banken ohne Berücksichtigung der Klimaveränderungen. Für diese Fehler müssen ggf. die Gesellschaften (in Form zukünftiger Generationen) geradestehen.