Die antrainierten Reflexe funktionieren also noch: Bei US-Bluechips ist jeder Preiseinbruch eine Mega-Kaufgelegenheit, mögen die Probleme auch noch so groß sein. Hieronymus verweist ob dieser mentalen Falle gern auf die Never Ending Story General Electric. Allein seit dem umgekehrten Aktiensplit zum 1. August 2021, der den Weg nach dem Konzerumbau freimachen sollte für nachhaltig steigende Marktpreise, sank der Aktienpreis bereits wieder um ein Viertel, trotz hohem Geschäftsanteil in Zukunftsbranchen.
Dies führt zum aktuellen Meinungsbild der Finanzindustrie, erhoben durch die Bank of America.
Obwohl die Konjunkturerwartungen so negativ sind, wie zuletzt 2008 , sind die Portfolien randvoll mit Aktien. Bisher wurde einzig die fremdkapitalfinanzierte Übergewichtung zurückgefahren. 2008 waren die Depots dagegen ausgeräumt. Man glaubt fest an die Abkopplung der Finanzmärkte von der realen Ökonomie oder begreift sich sogar als Motor einer Konjunkturbelebung zum Jahresende.
In dieses Muster passt die Schlagzeile der Financial Times zum Wochenende:
Warren Buffett’s Berkshire Hathaway bets big on US stock market
Conglomerate spends $51.1bn putting cash pile to work as financial markets slide
Auf der Investorenkonferenz von Berkshire Hathaway bekannte Buffet, das aktuelle Preisniveau des Aktienmarkts als Einstiegsgelegenheit genutzt zu haben.
Wie im letzen Wochenbericht ausgeführt, sieht auch Hieronymus den weiteren Jahresverlauf als Markt der Opportunitäten. Angesichts der durchschnittlich immer noch hohen Aktienbestände in den Portfolien ist eine positive Preisentwicklung aber nur nach dem Abschluß der Kampfhandlungen in der Ukraine vorstellbar.
Hierfür wurden in der abgelaufenen Woche glücklicherweise die Grundlagen gelegt. Die deutlichsten Zeichen gingen von der Ramstein-Konferenz aus, die Russland mit der Tatsache konfrontierte, dass 40 Länder in das Kampfgeschehen eingreifen. Den Vogel schoß die Biden-Administration ab, als sie das Lease & Lend-Programm von 1941 reaktivierte, dass es erlaubt, die Ukraine und deren Alliierte unkompliziert und unbegrenzt mit modernem Kriegsgerät auszustatten. Eine hochmotivierte, modern geführte und zunehmend exzellent ausgerüstete ukrainische Armee tritt an gegen eine kriegserfahrene russische Streitmacht. Sollte es den neuen Alliierten gelingen, die russische Streitmacht über den Sommer zu paralysieren und zudem die Inflation einzuhegen, könnte in den USA die absehbare Niederlage der Demokraten in dem »Midterms« abgewendet werden. Möglicherweise ist dies die eigentliche hidden Agenda der Staatengemeinschaft.
Genug der Spekulation.
Im Wochenbericht12/21 stellte Hieronymus unter der Überschrift Value Investments
die Eurokai
vor. Die Quintessenz:
Dieser Wert vereint die Qualitäten eines Bilderbuch-Value-Werts mit den Perspektiven eines lupenreinen Wachstumswerts.
Nun wurde der Geschäftsbericht 2021 veröffentlicht.
Das Kerngeschäft ist ausnahmsweise »zum Anfassen«. Die Gesellschaft betreibt Hafenanlagen in Deutschland, Holland, Italien und Marokko. Die Hafenanlagen sind vielfach mit Logistikzentren verbunden. Die Abb.4 zeigt schön, wie das Geschäft bereits jetzt auf die zukünftig favorisierten Wertschöpfungsketten deutscher Unternehmen ausgerichtet ist.
Die Hafenanlagen in Italien und Marokko erwiesen sich bereits 2021 als Ertragstreiber. Das sollte sich – unabhängig vom weiteren Konjunkturverlauf – fortsetzen. Der Umbau der Lieferketten hat ja erst angefangen. Italien ist prädestinierter Umschlagplatz für Vorprodukte mit Ziel Deutschland aus der Türkei und den Magrebstaaten.
Review Eurokai Vz. (EUK3) nach Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2021
Das am Freitag vorgestellten Zahlenmaterial bestätigt eindrucksvoll unsere Einschätzungen.
Eurokai erwirtschaftete ein Ergebnis pro Aktie von 5,3 €
was aktuell einem KGV von 6
entspricht. In der Vortellung ging Hieronymus noch von einem Ertrag von 4,3 € pro Aktie aus.
Der höhere Gewinn addiert weitere 20 Mio. € zu der bereits sehr hohen Cash-Position von 160 Mio.
Provokant könnte man fragen, ob Eurokai eine Bank werden möchte. Die ausgeschüttete Dividende ist mit 1 Euro pro Aktie vergleichsweise gering. Mittlerweile hält Eurokai über 13 € pro Aktie als Cash. Das sind immerhin 40% der Marktkapitalisierung.
Obwohl viele Investitionen getätigt werden, wie z.B. neue Anlagen in Tanger (Marokko), Vollautomatisierung der Abfertigung in Hamburg, Wilhelms- und Bremerhaven und der Ausbau des Zusatzgeschäfts der Hinterlandanbindungen, ist der positive Cash-flow mit 12 Prozent der Marktkapitalisierung immer noch sehr hoch.
Eurokai ist eben eine Cash-Machine, wie man es fast nur von den bisher so hochgelobten Werten wie Apple, Microsoft und Alphabet kennt. Da diese nun ja unter die Räder geraten ist der profitable Mittelstand vielleicht wieder im Fokus.
Auch wenn Hieronymus voll des Lobes ist (und selbst investiert): Nachahmung bleibt im Risiko des Betrachters, wir geben nur interessante Einblicke.