Wochenbericht 1

Der Eco kommt nach Afrika

Der CFA ist ein Relikt des 20. Jahrhunderts, ein Relikt der Kolonialzeit und des Systems fester Wechselkurse der frühen Nachkriegszeit. Nun wird er gegen den Eco abgelöst. Ein längs überfälliger Schritt bei dem die Risiken überwiegen.

(Stuttgart, 4. Januar) Wer West-Afrika bereist hat, weiss um die Bedeutung des CFA (Communauté Financière d’Afrique) in den francophonen Staaten. Streng genommen gibt es zwei CFA’s, den westafrikanischen CFA (Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Mali, Niger, Senegal, Togo) und den zentralafrikanischen CFA (Kamerun, Tschad, Kongo, Äquatorialguinea, Gabun). Beide CFA’s sind fest an den Euro gekoppelt. Die Banque de France garantiert einen festen Wechselkurs von 1 Euro = 665,957 CFA.

Frankreich nutzt die Kopplung der Währung an den Euro als Machtinstrument. Die Banque de France beansprucht mehrere Sitze in den Verwaltungsräten der beiden afrikanischen Zentralbanken und hat jeweils ein Vetorecht. Frankreich beansprucht direkt 65 Prozent aller Währungsreserven der Länder. Diese müssen im Tresor der Banque de France hinterlegt sein. Jeder Wechsel von CFA in andere Währungen erfolgt über Konten der Banque de France. Selbst ein Wechsel von westafrikanischen CFA in zentralafrikanische CFA ist nur über den Umweg über Frankreich gestattet (und entsprechend teuer).

Auf der anderen Seite profitieren die Länder der Währungsunion von der Stabilität und Rechtssicherheit der Eurozone. Die bürgerliche Presse (namentlich die Welt) bezeichnet den CFA wegen dieser Errungenschaften auch als »westafrikanischen Franken«.

Westafrikanischer Eco als Testlabor für eine afrikanische Währungsunion

Am 21. Dezember 2019 besuchte Emmanuel Macron die Elfenbeinküste. Zusammen mit Alassane Ouattara (Präsident Cote d’Ivoire) verkündete er eine weitreichende Reform der westafrikanischen Währungsunion.

  • Es wird eine neue Währung geschaffen ( Eco )
  • Alle CFA-Staaten (westafrikanische und zentralafrikanische Staaten) können die Währung einführen
  • Die Bindung an den Euro wird aufrechterhalten.
  • Die Währungsreserven werden innerhalb der Währungszone vorgehalten.
  • Der Verwaltungsrat besteht ausschließlich aus Experten aus den Mitgliedsstaaten.
  • Die neue Währung ist vollständig konvertibel. Damit ist ein direkter Wechsel in US-Dollar oder Renminbi möglich.

Starke Zweifel

Die wichtigste Veränderung: Frankreich zieht sich zurück. Weniger als (dominanter) Handelspartner denn als Garantiemacht. Das gemeinsame Bruttoinlandsprodukt der westafrikanischen CFA-Staaten beträgt 113 Mrd. €/a. Das entspricht 4,4 Prozent der Wirtschaftskraft Frankreichs. Die gemeinsame Währungsreserve wird höchstwahrscheinlich in der westafrikanischen Zentralbank in Dakar (Senegal) aufbewahrt werden. Wie in der Eurozone auch, hat jedes Land eine eigene, mehr oder weniger selbständige Zentralbank.

Die erste Frage, die sich stellt: Wie stellt die Zentralbank in Dakar sicher, dass die nationalen Notenbanken ihre Reserven tatsächlich nach Dakar senden?1
Es ist absehbar, dass die Finanzmärkte den neuen Währungsraum auf Herz und Nieren testen werden. Kann die Zentralbank in Dakar im Falle eines konzertierten Angriffs großer Hedgefunds auf die Solidarität der nationalen Notenbanken, die Nationalregierungen setzen?

Eine weitere Frage: Wie verhindert man, dass einzelne Länder opportunistische Vorteile aus der fixen Währungsbindung an den Euro ziehen? Die Einzelstaaten sind permanent mit der Ausgangslage des Peso -Problems konfrontiert. Die größeren Volkswirtschaften geben die Leitlinien vor, die Zinssätze der Währungsunion entspricht deren ökonomischen Rahmen. Unterschiedliche ökonomische Entwicklungsstufen führen grundsätzlich zu Ungleichgewichten. Wenn weder der Zahlungsverkehr noch der Austausch von Waren und Dienstleistungen beschränkt wird, können die Ungleichgewichte nur durch äußeren Druck im Zaum gehalten werden. Der fällt mit dem Rückzug Frankreichs aber weg.

Nicht wenige prophezeihen dem Eco deshalb eine nur kurze Lebensdauer.
Die erste Frage eines Hedgefund-Managers gegenüber dem Economisten: ist bezeichnend: »How can we short this thing?«.

SubSaharaAfrika: Ein zweites Argentinien?

Was tun Afrikaner, die ein wenig Kapital angespart haben, nachdem der CFA im Eco aufgegangen ist?
Die erste Handlung ist die Eröffnung eines Euro-Kontos und der Umtausch der Geldbestände in Euro. Zurücktauschen kann man schließlich immer.

Was tun Regierungen und Unternehmen?
Sie zahlen ihre Bediensteten in Eco. Schließlich werden Waren und Dienstleistungen des täglichen Lebens werden mit Eco gezahlt. Regierungen werden alles daransetzen, Unternehmen und Privatpersonen zu verpflichten, Überweisungen aus dem Ausland zwangsweise in Eco tauschen zu müssen.

Im Ergebnis ist der Euro die Währung zur Wertsicherung, der Eco ist halt die Straßenwährung. Angesichts des Risikos, dass die Institutionen ihre Versprechen bezüglich der Stabilität des Eco nicht vollständig einhalten (können), ist die Flucht in den Euro nachvollziehbar. Das haben Menschen in Mexiko in den 1970ern so gemacht, das ist bis heute übliche Praxis in Argentinien. Es ist absehbar, dass sich in Westafrika ähnliche Strukturen herausbilden.

In Lateinamerika führt dies regelmäßig zu krisenhaften Entwicklungen. Hieronymus erwartet gleiches in Westafrika.
Eine Frage, die heute niemand beantworten kann, bleibt: Überwiegen trotzdem die Vorteile der Einführung des Eco? Schließlich agiert Frankreich bis heute als Kolonialmacht und profitiert auch deutlich von den asymmetrischen Strukturen. Anders formuliert: Welche positiven ökonomischen Effekte setzt ein Ausschluß Frankreichs in den Ländern selbst frei?

Die Woche an den Finanzmärkten

  • Norwegen öffnet weiteres Ölvorkommen.

Landkarte Am 7. Januar findet die feierliche Eröffnung statt. Der König reist an, ebenso der Ministerpräsident und auch der Vorstand des Norwegischen Staatsfonds. Gefeiert wird die Rückkehr des Landes in den exklusiven Klub der Ölfördernationen. In den vergangenen Jahren ging die Ölförderung stetig zurück. Das Land hatte sich bereits auf eine Zukunft ohne fossile Energieträger eingestellt. Der Staatsfonds sorgte mit einer radikalen Strategieänderung hin zu nachhaltigen Investments für Furore. Diese Entwicklung wird jetzt zurück gedreht.

In den nächsten 50 Jahren werden jährlich 450.000 Barrel Öl mit einem Break-Even-Preis von 20 $ pro Barrel gefördert.

Im Dezember wurde die Förderung aufgenommen. Johan Sverdrup ist bereits jetzt der größte europäische Öllieferant.

Wenn wir die australische Regierung wegen ihrer NichtKlimaPolitik verurteilen und die Öffnung des größten Kohlevorkommens der Welt als klimapolitischen Sargnagel verteufeln, wie gehen wir mit dem – ach so progressiven – Norwegen um? Auf der einen Seite verbietet man ab 2030 fossil betriebene PKW, auf der anderen Seite versorgt man die Welt auf absehbare Zeit mit sehr preiswertem Rohöl.

  1. Zur Erinnerung: Währungsreserven bauen sich auf, indem Exporteure eigenommene Fremdwährungen an die Notenbank abtreten und dafür lokale Währung erhalten.