In dieser Artikelserie stellt Hieronymus die Basics des Krypto-Marktsegments vor.
Die Algorand Blockchain ist mit einer Marktkapitalisierung von 5,6 Mrd. Euro ein Leichtgewicht. Ethereum ist 57 mal größer! Algorand positioniert sich als sichere, zuverlässige und nachhaltige Blockchain. Qualitativ hochwertige Standardanwendungen der Decentralized Finance schaffen einen Raum für innovative, dezentrale, digitale Anwendungen mit Bezug zur konkreten Lebenswelt.
Eine eigene Währung auf der Algorand-Blockchain ist mit wenigen Mausklicks erschaffen. Binnen Minuten kann jeder Besitzer einer Wallet virtueller Millionäre in einer eigenen virtuellen Währung sein. Entsprechend viele Münzen wurden bereits erschaffen.
Dezentrale Marktplätze ermöglichen den Handel mit all diesen Währungen.
Angenommen, ein kryptoaffiner Jungunternehmer hat eine Milliarde Coins erschaffen. Diese bekommen einen Marktwert, sobald er einen Liquiditypool mit beispielsweise 10 Algo und 10 Millionen eigener Coins aufsetzt.1 Nun kann jedermann den Coin kaufen. Dessen Marktkapitalisierung beträgt anfangs 10.000 Algo. Mit jedem Kauf durch einen anderen Nutzer wird der Coin wertvoller.
Die zentrale Anlaufstelle für Liquidity-Pools ist derzeit Tinyman.
Das Projekt implementiert einen automatischen Marketmaking-Algorithmus, wie er auf allen Blockchains anzutreffen ist.
Die Monopolstellung von Tinyman hat allerdings ein Verfallsdatum: Anfang Februar ging nämlich Algodex an den Start. Dort ist ein dezentrales Orderbuch implementiert. Wie bei »normalen« Börsen auch, können Market-, Limit- und Stop-Orders aufgegeben werden. Es gibt einen Bit- und Ask-Preis und man kann sich die Markttiefe anschauen. Die Anwendung ist noch sehr neu und es ist wahrscheinlich, dass die recht komplexen Smart-Contracts fehlerhaft sind.
Trotzdem ist es für unseren fiktiven Jungunternehmer essenziell, auch dort Liquidität bereit zu stellen. Hierfür benötigt er ein kleines Skript, dass die Preise auf beiden Handelsplätzen synchronisiert.
Algodex steht Pate für Konvergenzbestrebungen zwischen dezentralem Krypto-Space und klassischem Finanzmarkt. Die Ordermaske unterscheidet sich kaum von der konventioneller Broker. Allerdings: Auf Algodex ist jeder Marketmaker. Für die Bereitstellung von Liquidität wird man genauso belohnt, wie bei traditionellen Liquiditypools.2 Der Unterschied: es ist ein aktives Management der Liquidität notwendig. Rudimentäre Softwarekenntnisse und durchschnittliche Mathematikbildung sind ausreichend, um profitable Marketmaking-Algorithmen zu implementieren. Es ist wahrscheinlich, dass auch auf der Blockchain eine Spezialisierung beim Marketmaking einsetzt.
Wer einen tollen Coin erschaffen hat, möchte diesen auch erfolgreich in die Welt tragen. Neuigkeiten verbreiten sich im Krypto-Space zwar dank Twitter, Medium, Discord, Reddit und LinkedIn schnell. Die Konkurrenz ist andererseits riesig.
Zusätzliche Incentives sind nötig. Aktuell ist es Mode, über hohe Staking-Erträge zum Erwerb des Coins zu motivieren. Um es vom »richtigen« Staking zur Sicherstellung der Funktion von Blockchains zu unterscheiden, verwenden wir den Begriff »Pseudo-Staking«. Die meisten Projekte reservieren hierfür von vornherein Münz-Kontingente.
Yieldy ist hierfür die zentrale Anlaufstelle. Die Emittenten der Coins überlassen Yieldy einige Coins. Die Plattform setzt Staking-Pools auf, die den Anlegern hohe Renditen in Form ausgeschütteter Anwendungs-Coins versprechen. Die Projekt-Coins werden prominent auf der Yieldy-Webseite platziert und die Nutzer gezwungen, diese häufig aufzurufen. So funktioniert klassisches Marketing (nicht vergessen: je mehr Nutzer Coins erwerben, desto wertvoller werden diese).
Der Investor/Spekulant erwirbt Yieldy-Coins und meldet diese per Knopfdruck für das Staking an. Damit ist er für die Überweisung der Zinserträge qualifiziert. Im Zuge besonderer Marketing-Kampagnen bietet Yieldy auch an, Barbestände bestimmter Coins für signifikante Ausschüttungen zu pseudostaken, wie ein aktuelles Beispiel für den Headline-Coin zeigt.
Seit Ende Januar hat Yieldy mit Algostake eine ernsthafte Konkurrenz.
Yieldy hat einen nicht unbeträchtlichen Aufwand betrieben, sauber programmierte Smart-Contracts zu entwickeln, diese zu testen und schließlich zu validieren.
Algostake geht einen anderen Weg. Dort wurde eine Datenbankanwendung entwickelt und ein klassisches Web-Interface verwendet. Es gibt eine Möglichkeit, die Wallet mit der Anwendung zu verbinden. Der Rest läuft Off-Chain. Algostake bucht nichts ab, fordert keine weiteren Authentifizierungen und ähnliches. Die Anwendung schaut, ob Coins in der Wallet vorhanden sind, die für angebotene Staking-Aktivitäten qualifizieren und schlägt die Anmeldung hierfür vor.
Im Ergebnis tauchen ausschließlich Einbuchungen von Staking-Erlösen in der Wallet des Nutzers auf.
Algostake hüllt sich ob seiner Geschäftspraktiken in Schweigen. Man meldet sich für ein Staking an — und erhält irgendwann innerhalb von 24 die versprochenen Erträge gutgeschrieben. Kauft man später weitere Coins, erhöht sich automatisch auch der Staking-Ertrag. Aus Nutzersicht ist das alles super einfach.
Ganz anders bei Yieldy. Die dort eingesetzten Coins werden zuerst aus der eigenen Wallet zu Yieldy überwiesen. Die Transaktion muss selbstverständlich authentifiziert werden. Gleiches gilt für die Erträge. Diese werden aus dem Yieldy-Konto in die eigene Wallet überwiesen, was natürlich auch eine Authentifizierung bedeutet. Um die spätere Rücküberweisung muss man sich auch selbst kümmern.
Die Nutzer sind pragmatisch: Aglostake wurde ohne sichtbares Marketing aus dem Stand eine veritable Konkurrenz zu Yieldy. Das Projekt bietet den Emittenten von Coins niederschwellig Stakingmöglichkeiten. Dies sei am Projekt Cryptotrees demonstriert
An diesem Projekt kann schön die Ökonomie im Kryptospace demonstriert werden. Im Zentrum steht das Versprechen, Bäume zu pflanzen um CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden.
Das Projekt versucht neue Zielgruppen für Spenden zu erreichen.
Das White-Paper beschreibt eine ganze Latte von Initiativen, Algorand-Nutzer zum Kauf der Algotree-Coins zu bewegen:
Gelingt es, im Zuge dieser Maßnahmen einen Wertzuwachs des Cryptotree-Coins zu erzielen, werden Coins abgezogen und die Erlöse in Aufforstungsprogramme investiert. Tatsächlich veröffentlicht Cryptotrees wöchentlich die getätigten Spenden. Trotz der aktuell noch geringen Summen behauptet das Projekt, seit Dezember 2021 bereits mehr als 8.000 Bäume gepflanzt zu haben. Mit ihren Versuchen, selbst einen Ertrag zu erwirtschaften, haben Spekulanten also effektiv für die Baumprojekte gespendet.
In obigen Chart ist der kurzfristige Erfolg des Marketings durch Yieldy und Algostake erkennbar. Der Preis des Coins hat sich innerhalb weniger Tage verdoppelt.
Wenn einige Algorandnutzer aktuell bereit sind, doppelt so viel zu zahlen, als vor einer Woche, hat sich der Wert zurückgehaltener Coins ebenfalls verdoppelt. Ohne dass der Marktpreis zu sehr sinkt, können einige Coins verkauft werden.
Cryptotrees zeigt, dass mit einer guten Story bereits mit wenigen Ressourcen in kürzester Zeit ein global wahrgenommenes Projekt entstehen kann, das völlig neue Zielgruppen erschließt.
Eine ähnliche Geschichte transportiert der Taco Coin. Dahinter verbirgt sich ein Taco-Restaurant in Buffalo/Iowa. Vermutlich hat ein Kind des Betreiberehepaars aus Spass den Taco-Coin in die Welt gesetzt. Fakt ist: Heute kann man Taco’s staken und kann sich die Erträge als Salsa servieren lassen und selbst Hieronymus schreibt über eine ordinäre Frittenbude im tiefen Wilden Westen der USA. Diesem Projekt fehlt zwar die Scharfsichtigkeit von Cryptotrees, es zeigt aber, wie selbst ein banales Geschäftsmodell mit minimalem Aufwand im Digitalen Raum ausgewertet werden kann.
Auf der Algorand Blockchain entsteht ein Ökosystem digitaler Anwendungen außerhalb des Finanzwesens. Es ist extrem leicht, eine Projektidee über einen eigenen Coin auf der Blockchain zu vermarkten. Die aktuellen Beispiele sind Vorboten einer neuen Gründerkultur.
Anstatt eines aufwendigen Businessplans genügt ein schnell verfasstes Whitepaper mit den grundsätzlichen Projektzielen. Das prägen der Münzen entspricht dem Gründpungsakt. Danach beginnt sofort das Marketing, das essentiell für die Finanzierung der späteren Umsetzungsschritte ist. Hiefür bietet die Algorand Blockchain inzwischen eine gute Infrastruktur.
Vom Projekt Asastats sind die Gründungskosten bekannt: 10 Algo für das Aufsetzen eines Liquidity-Pools und 15 € für eine Internetdomain.
(Letztes Update: 11. Februar 2022)
Das Aufsetzen eines Liquiditypools ist einfach: Man zahlt 10 Algo (ungefähr 10 €) auf die eine Seite des Pools ein und weist der anderen die besagten 10 Mio. Coins zu. die übrigen 990 Millionen Coins haben dann einen Marktwert von 9.900 Algo. ↩
Wie auf Tinyman erzielt ein neues Projekt für die Bereitstellung von Liquidität Einnahmen (0,25 bzw. 0,28 % der Handelssumme). Je mehr gehandelt wird, desto höher sind also die Einfünfte. ↩