Es ist löblich, Honig anstatt Zucker zu verwenden. Honig ist süß und gesund. Ebenso verhält es sich mit der Verwendung von Mandelmilch anstatt Kuhmilch. Viel ökologischer!
Für einen Teelöffel Honig müssen 12 Arbeiterinnen ein Bienenleben lang Nektar sammeln und in den Bienenstock bringen. Pro Glas Honig (500g) muss eine Königin etwa 1000 Arbeiterinnen produzieren. Aktuell liegt der Verbrauch von Honig in Europa bei 1 bis 1,5 Kg pro Person. Bei 512 Millionen EU-Bürgern macht das 1,3 Billionen Bienen, die für die Honigproduktion benötigt werden. Jedes Jahr.
Wenn der Honig das ist, was auf dem Glas steht.
Hieran muss bei jeder, nicht direkt von einem Imker abgefüllten Ware gezweifelt werden. Die Stiftung Warentest hat im Februar 2019 insbesondere die Qualität von Bio-Ware beanstandet. Bei konventionell erzeugtem Honig wurde häufig eine unklare Deklaration bemängelt. Kurz gefasst: Kauft man Honig in einem Geschäft und lässt sich sich auf Bioware ein, erhält man eine Mischung aus Qualitätsware aus Europa und Honig aus China. Oder man bekommt für etwas weniger Geld eine klebrige Masse, die zwar wie Honig aussieht und riecht, aber höchstwahrscheinlich mit industriellen Ersatzstoffen gestreckt ist.1
Honig ist wenig mit Pestiziden belastet. Dies liegt nicht daran, dass die Imker darauf achten, dass die Futterblühpflanzen unbelastet sind. Tatsächlich liefern nur gesunde Bienen den gesammelten Pollen ordnungsgemäß im Bienenstock ab.
Große Agrarbetriebe mieten Imker, damit sie ihre Bienenvölker am Rand der blühenden Futterweiden aufstellen. Die in unseren Augen idyllische Natur ist für die Bienen oft ein brutaler Kriegsschauplatz. Imker, die verpflichtet werden, ihre Bienenvölker in die kalifornischen Mandelplantagen zu stellen, sprechen davon, ihre Bienen »in den Krieg« ziehen zu lassen. Tatsächlich bleiben die meisten Arbeiterinnen pestizitverseucht zurück, erreichen die Bienenstöcke gar nicht mehr. Der trotz alledem gewonnene Honig ist kaum belastet und dient als Basis für konventionell angebotenen Blütenhonig. Wenn nur genügend Arbeiterinnen rekrutiert werden, gelingt es auch, alle Blüten in den Plantagen zu bestäuben. Ökonomisch betrachtet ist der Mandelanbau kostengünstig und ertragreich. Eine interessante grüne Geldanlage. Umweltbewußten Stadtbewohner wird preiswerte Mandelmilch als Alternative zu Kuhmilch schmackhaft gemacht, die in jedem Discounter angeboten wird.
Umweltbewußte Kapitalanleger erhalten – und hier schließt sich der Kreis – eine tolle Dividende und die Perspektive auf ein wachsendes Geschäftsmodell. Sie freuen sich sogar, ihr Kapital für einen guten Zweck eingesetzt zu haben und preisen Ihr Verhalten als Vorbildlich, sehen in Mandelmilchproduktion eine positive Zukunftsinnovation.
Was im Kleinen hervorragend funktioniert, hat im Großmaßstab unerwünschte Konsequenzen. Solange es Minderheiten sind, die ihren Lebensstil verändern, dominieren positive Effekte. In dem Augenblick, wo das Ganze eine Massenbewegung wird, verlagern sich negative Umweltwirkungen.
Hieronymus wagt die These, dass die geplante, klimaneutrale Transformation der Industriegesellschaft die Probleme der Gesellschaft von der Emission von Klimagasen auf andere, ökologisch mindestens ebenso sensible Felder verlagern wird. Die Widersprüche der Konsumgesellschaft und auch der moralischen Kapitalanlage bleiben also erhalten.
Auszug aus einem Artikel der FT: » Bees can be fed sugars to increase production and honey can be flavoured with artificial flavours, darkened with resin, and diluted with glucose, high fructose corn syrup or sugar beet; multi-floral honey might be labelled as single-flower — acacia, clover, orange blossom. Commodity honey is often ultra-filtered, removing the pollen, which makes it impossible to genetically identify its geographic origin. (…) China is the largest producer of honey and there have been historical issues of contamination with lead and antibiotics as well as repackaging and mislabelling. » ↩